Umfrage: Spitalsärzte stark überlastet

Die heimischen Spitalsärzte sind laut einer Umfrage stark vom Burnout gefährdet. Nur ein Drittel ihrer Arbeitszeit sei mit Patienten verbunden, der Rest mit bürokratischen Arbeiten. Die Ärztekammer fordert, die Mediziner müssten wieder „weg vom Computer, hin zum Patienten“.

Traumberuf Arzt? Das war einmal - zumindest, wenn man das Ergebnis einer Umfrage der Ärztekammer unter den Spitalsärzten ansieht, die am Montag präsentiert wurde. 253 Spitalsmediziner haben an der Umfrage teilgenommen.

Ärzte klagen über massive Arbeitsüberlastung

Die meisten Ärzte klagen über massive Arbeitsüberlastung und drohende Burnouts. Mehr als die Hälfte der Befragten bezweifelt, dass ihre Dienstpläne dem Arbeitsgesetz entsprechen. Sechs Prozent sagen, sie würden wegen Burnouts bereits behandelt oder stünden unmittelbar davor. 16 Prozent der Mediziner glauben mit einer Wahrscheinlichkeit von 81 bis 100 Prozent, dass sie bei der weiteren Einhaltung der Dienstpläne, ein Burn-out-Syndrom bekämen. Weitere 21,7 Prozent gaben an, in Gefahr zu sein, in der Zukunft in ein solches Syndrom zu 61 bis 80 Prozent abzugleiten.

Es gebe kaum noch Ruhezeit, die Ärzte würden ständig ihren eigenen Zielen hinterherlaufen, sagt Oberärztin Petra Preiss, Betriebsrätin am Klinikum Klagenfurt. Für einen Patienten nur fünf Minuten Zeit zu haben, das sei auch für die Ärzte sehr unbefriedigend.

Turnusärzte als System-Erhalter

Ähnliche Klagen kommen von den Turnusärzten: Die Ausbildung nehme nur ein Viertel ihrer Zeit in Anspruch, die restliche Zeit sind die Turnusärzte mit bürokratischen Arbeiten beschäftigt und quasi System-Erhalter. Mit den Patienten hätten die Turnusärzte kaum noch zu tun, kritisiert Turnusärzte-Obmann Bernhard Oberwinkler.

Nur ein Drittel der Zeit beim Patienten

Generell können die Ärzte laut der Umfrage nur mehr rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit beim Patienten verbringen. Dokumentation und Administration würden viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Nur zu 35 Prozent sind die Ärzte direkt medizinisch tätig. 35 Prozent der Arbeitszeit gehen laut Studie für die Arbeitsdokumentation drauf, weitere 12,5 Prozent für Administration und nur noch 17,4 weitere Prozent für Patientenarbeit im weiteren Sinn.

Die Ärztekammer fordert deshalb Planstellen für „Medizinische Dokumentare“, die die bürokratischen Tätigkeiten teilweise übernehmen sollen. In Deutschland sei dies bereits erprobt, sagt Ärztekammer-Präsident Othmar Haas. Er fordert wieder mehr Zeit der Ärzte für die Patienten, sie müssten „weg vom Computer, hin zum Patienten.“

Die Zufriedenheit mit der medizinischen Arbeit sei „besser, wenn auch nicht gut“, sagte Studienautor Martin Novak. 20 Prozent gaben höchste Zufriedenheit an, 26 Prozent eine hohe. Auch das abteilungsinterne Arbeitsklima ist für 57 Prozent „eher sonnig bis ganz sonnig“ - allerdings auch für 41,5 Prozent „duster bis zappenduster“.

Programm gegen den Ärztefrust

Die Ärztekammer präsentierte am Montag ein „Sechs-Punkte-Programm gegen den Ärztefrust“. Damit Ärzte wieder mehr Zeit für die Patienten haben, brauche es mehr Personal und eine verbesserte Ausbildung für Turnus- und Assistenzärzte. Bis 2015 würden in Kärnten mindestens 100 Krankenhausmediziner fehlen. Es gebe bereits den Trend, dass der Ärztenachwuchs von der Pharmaindustrie abgeworben werde. „In Kärnten ist auch die ärztliche Personaldichte die geringste - während sich die Verwaltungsebene im Österreichvergleich im oberen Drittel findet“, sagte Haas. In Kärnten kommen laut stationärem Leistungsbericht der Krankenanstaltenbetriebsgesellschaft (KABEG) 30,6 Ärzte auf 100 Krankenhausbetten, im Österreichschnitt 39,2.

Die Ärztekammer fordert auch neue Arbeitszeitmodelle zur Entlastung der Ärzte ab 50 und schließlich neue Gehaltsstrukturen. Bei einer Herz-Operation verdiene man derzeit nur 16 Euro netto. Erst zahlreiche Überstunden würden ein akzeptables Einkommen ermöglichen, heißt es.

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