Chronologie eines T-Shirt-Aufregers

Weil er ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Uwe geh in Häfn“ in Anspielung an die part of the game Affäre von Uwe Scheuch am Villacher Kirchtag trug, wurde ein Villacher verhaftet. FPÖ-Chef Christian Strache sagte gegen ihn aus.

Der Programmierer war Gast beim Villacher Kirchtag. Am Ende des Trachtenumzugs sei eine Gruppe von FPKlern gegangen. Er habe sich unter die Gruppe gemischt und sei daraufhin von den Männer attackiert worden. Weil er sich nicht ausweisen konnte, wurde er vorübergehend festgenommen.

Der Betroffene: „Ich bin von der Gruppe attackiert worden, man wollte mich zu Fall bringen, mir ein Bein stellen, von hinten ist mir in die Waden getreten worden. Einer wollte mir das T-Shirt vom Leib reißen. Dann ist ein Polizist gekommen, der hat gesagt, ich soll weggehen. Ich habe gesagt, das ist ein öffentlicher Platz. Der hat mich dann am Handgelenk genommen und wollte mich wegzerren, er hat mich auch in den Polizeigriff genommen.“

Uwe Scheuch, T-Shirt, Villach

ORF

Das selbst gebastelte Shirt

„In der Köllpassage wollte er meinen Ausweis sehen, ich habe nach seiner Dienstnummer gefragt. Die hat er mir nicht gegeben. Weil ich mich nicht ausgewiesen habe, hat er mich verhaftet und im Polizeigriff Richtung Polizeistation geführt.“

Freundin bestätigte Identität

Erst als seine Bekannte und Kirchtags-Begleiterin - die ORF-Journalistin Christine Grabner - seine Identität am Polizeiposten bezeugte, wurde er entlassen.

Laut Polizei stellte der Amtsarzt „oberflächliche Hautabschürfungen am rechten Bizeps und am rechten Handgelenk“ fest. Grabner sagte, sie sei über die Vorgänge „geschockt“ gewesen. Der Beamte habe ihren Bekannten wie einen „Randalierer“ behandelt und ihn „prinzipiell geduzt“.

Schützenhilfe vom Bürgermeister

Der Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter (SPÖ) sagte: „Was die FPK da machte, war ein Missbrauch der Brauchtumsveranstaltung. Parteipolitische Propaganda ist unerwünscht. Keine andere Partei macht das.“

Die FPK sei bereits in den vergangen Jahren mit ähnlichen Aktionen aufgefallen und auch aufgefordert worden, diese zu unterlassen. „Jemand, der den Umzug stört, ist unerwünscht. Aber auch die Propaganda der FPK ist unerwünscht. Insofern hätten auch sie in Handschellen abgeführt werden müssen.“ Wenn einzelne Politiker mit einer Brauchtumgruppe mitmarschierten, sei das allerdings kein Problem, so der Bürgermeister.

FPÖ-Chef Christian Strache, der ebenfalls in Villach dabei war, kritisierte die „Berichterstattung völlig abseits der Wahrheit“ rund um die Festnahme des Trägers des Anti-Scheuch-Leiberls. Er habe den Vorfall als Augenzeuge mitbekommen und sei „traurig“ über die „völlig falsche Darstellung“ durch die Medien, sagte er.

Der Mann habe dieses T-Shirt getragen und sich - um seinen Protest zum Ausdruck zu bringen - in den Festzug gestellt, womit niemand ein Problem gehabt habe. Als ihn aber ein Polizist aufgefordert hatte, zur Seite zu gehen, habe der Mann sich geweigert und sei „mit Fäusten gegen den Exekutivbeamten losgegangen“. Daraufhin sei „dieser Herr“ festgenommen worden.

Für Strache hat all das nichts mit der FPÖ zu tun. Den entsprechenden Bericht in der „Kleinen Zeitung“ wertete er als Indiz, dass gegen die FPÖ kampagnisiert und gehetzt werde.

Polizei will korrekt gehandelt haben

Villachs Stadtpolizeikommandant Erich Londer sagte, der Mann sei wegen der Verweigerung der Identitätsfeststellung und da er sein Verhalten nicht einstellte, festgenommen und angezeigt worden. Der Umzug sei noch „gelockert“ im Gange gewesen.

Laut Polizeisprecher Rainer Dionisio habe die Festnahme „natürlich überhaupt nichts mit dem T-Shirt zu tun, das der Mann trug“. Der Beamte habe sich völlig korrekt verhalten, denn er hatte den Mann mehrmals abgemahnt, die Veranstaltung nicht weiter zu stören.

Er habe aber sein Verhalten nicht eingestellt und daher habe der Beamte eine Festnahme ausgesprochen und durchgeführt. Wenn man sich dagegen wehre, seien leichte Verletzungen möglich, so Dionisio. Weitere Ermittlungen gegen den Polizisten seien von Polizeiseite derzeit nicht geplant.

Zeugin meldete sich

Auf die am Montag von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache getätigte Aussage, die „Berichterstattung“ der „Kleinen Zeitung“ rund um die Festnahme des Trägers eines Anti-Scheuch-Leiberls beim Trachtenumzug des Villacher Kirchtages sei „völlig abseits der Wahrheit“, hat sich eine Zeugin des Vorfalles erneut bei der APA gemeldet.

Die ORF-Journalistin Christine Grabner sagte, sie könne „bezeugen, dass Strache bei der Festnahme nicht dabei war“.

Grabner erklärte, dass Strache „sicher erst zehn Minuten nach dem Vorfall“ die Stelle passiert habe, an der sich der 44-Jährige T-Shirt-Träger („Uwe geh in Häfn“) in die FPK-Abordnung einreihte.

„Strache kann Festnahme nicht gesehen haben“

Zwischen der FPK-Gruppe und der später vorbei ziehenden FPÖ-Gruppe habe eine „ewige Lücke“ geklafft. Strache könne die „Festnahme nicht gesehen“ haben.

Strache hatte erklärt, der Mann sei „mit Fäusten gegen den Beamten losgegangen“. In der Polizeimeldung war jedoch keine Rede von einem etwaigen Widerstand gegen die Staatsgewalt durch den Festgenommenen. Das bestätigte ein Polizeisprecher auch auf erneute Anfrage der APA.