Buntes Treiben in Forni di Sopra

In Forni di Sopra in der Region Carnia werden die nächsten Wochen vor allem eines: bunt. Zuerst wird der Fasching gefeiert und auch die Vorbereitungen für ein ausgefallenes Seifenkistenrennen im Schnee laufen auf Hochtouren.

In der Region Carnia sind kunstvoll gefertigte Holzmasken zur Faschingszeit weit verbreitet. Für jede Region gibt es spezifische Ausprägungen, erklärt Renato De Santa, der von seinen Freunden „Charly“ genannt wird: „Der Sbilf ist typisch für Forni di Sopra. Es ist ein Zwerg mit einem lächelnden Gesicht, der allerlei Streiche ausheckt. In Wahrheit waren es früher einmal immer die Jugendlichen aus dem Ort, die im Schutz dieser Maske in den Ställen etwas angestellt haben. Dann gibt es den Rollete aus Sappada. Er fegt mit seinem Besen den Winter weg. Der Kehrer aus Sauris hat eine ähnliche Aufgabe.“

Fasching Forni di Sopra + Crazybob

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Allerlei lustige und teilweise auch schaurige Gestalten leisten Renato in seiner kleinen Werkstatt Gesellschaft.

Oft verblüffende Ähnlichkeit mit Dorfbewohnern

Was alle Masken gemeinsam haben: Früher sahen diese auch so manchem Dorfbewohner zum Verwechseln ähnlich, erklärt Charly: „Wenn einer Probleme mit seinem Nachbarn hatte, der zum Beispiel eine schiefe Nase oder komische Augen hatte, schuf er eine Maske, die diesem Nachbarn ähnlich sah, um ihn dann beim Umzug zu veräppeln.“

Fasching Forni di Sopra + Crazybob

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Die Holzverarbeitung war für den ehemaligen Landwirt schon immer ein Hobby. Seit er in Pension ist widmet er jede freie Minute der Erzeugung von Körben, Holzkruzifixen und er verleiht auch den Fabelwesen aus seiner Heimatregion ein hölzernes Antlitz. Es ist das Holz der Zirbe, Linde und Erle, das Charly besonders gerne verarbeitet. Bis in die 1980er Jahre war er selber noch beim bunten Faschingstreiben mit seinen Masken mit dabei:

„Damals gab es noch viel mehr Schnee als heute. Die Bewohner aus dem Nachbarort Andrazza, die bekannt für ihre schönen Masken waren, kamen mit dem Pferdeschlitten herauf zu uns nach Forni di Sopra. Die Stimmung war ausgelassen und die Leute machten gerne mit.“ Er würde sich wünschen, dass sich auch heute wieder mehr Kinder und Jugendliche aus dem Ort mit den traditionellen Masken den Fasching feiern: „Die ganzen modernen Kostüme sind einfach nicht damit vergleichbar. Was nutzt es, wenn wir Alten im Dorf versuchen, diese Tradition weiterzuführen, wenn die Jugend darauf vergisst.“

Traditionelle Umzüge werden immer seltener

Einen traditionellen Faschingsumzug gibt es in Forni di Sopra schon lange keinen mehr. Dafür findet am Rosenmontag eine Schnitzeljagd im Kostüm quer durch die engen Gassen des Bergdorfes in den Dolomiten statt.

In Pontebba, Pontafel, hingegen wird noch heute das Fest der „Tae“ am vorletzten Sonntag der Faschingszeit gefeiert. Dabei soll an die Werte der Dorfgemeinschaft erinnert werden, sagt Ethnologe Raimondo Domenig. Dazu gehört ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt, den Ehepartnern und der Familie.

Die jungen Männer der Dorfgemeinschaft fällen einen Baum und die Mädchen aus dem Ort schmücken ihn mit bunten Papier- und Stoffstreifen. Die „Tae“ wird heutzutage mit einem Traktor durch die Straßen gezogen. Der Festzug, für den die Teilnehmer großteils alte Requisiten verwenden, lässt kein Haus im Ort aus. Heuer ist es am 5. Februar wieder soweit.

Ursprünglicher Dorfcharakter soll erhalten bleiben

Das Dorf Forni di Sopraist ist - neben Cortina d’Ampezzo und Dörfern in Südtirol - auch Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Das Bemühen sei groß, den ursprünglichen Charakter des Dorfes zu erhalten, sagt Lino Anziutti, der Bürgermeister von Forni di Sopra. So werde im Rahmen des Projekts „Alpine Perls“ auf „sanfte“ Mobilität im Ortskern gesetzt.

Ursprung des Ortsnamens

Schon in vorrömischer Zeit besiedelt, wurden die „Forni Savorgnani“ 778 erstmals erwähnt. Der Name des Ortes leitet sich vermutlich von der italienischen Bezeichnung „forno“, also Ofen, ab. In der Gegend waren früher einmal Brennereien weit verbreitet.

Das bedeutet, dass dort ausschließlich Elektrofahrzeuge Zugang haben. Für Urlaubsgäste sollen zudem Anreize geschaffen werden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen und sich im Ort ausschließlich mit den umweltfreundlichen Alternativen zum Individualverkehr fortzubewegen.

Besucher hätten die Möglichkeit, neben dem Skifahren auch Ausflüge in die nahezu unberührte Natur zu unternehmen und kennenzulernen, wie früher im Ort gelebt wurde, sagt Lino Anziutti: „Es ist noch alles familiär hier und man kann Gerichte verkosten, die noch so zubereitet werden, wie früher von der Mutter zu Hause.“

„Sopas“: Alternative zu Faschingskrapfen

Polenta mi „Spezzatino“, also Ragout zählen zu den traditionellen Gerichten, aber auch die „Sopas“. In Österreich ist diese Speise als „Arme Ritter“, „Pofesen“ oder „Studentenschnitzel“ bekannt sind. Koch Maurizio Cambo vom Hotel Davost in Forni di Sopra erklärt, dass altes Brot, das in zwei Zentimeter dicke Scheiben geschnitten wird, die Basis dieser Speise bildet: „Früher hatten die Leute in den Bergen ja nicht so viele Zutaten zur Verfügung und so wurde alles verwertet, was man gerade zu Hause hatte.“

SSC Forni die Sopra Spezzatino

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In Österreich sie die Sopas eher als Pofesen bekannt

Eier, Zucker und etwas Milch werden vermengt und bilden den Grundteig. „So hat ihn auch schon meine Oma für uns Kinder gemacht“, sagt Cambo. Je nach Belieben kann die Mischung mit etwas Rum, Anis und Zimt und mit geriebener Zitronen- und Orangenschale verfeinert werden. Dann werden die „Sopas“ in heißem Öl frittiert bis sie goldgelb sind. Mit Hollundermarmelade garniert bilden sie eine süße Alternative zu Faschingskrapfen, ganz der Tradition der Carnia entsprechend.

Lustiges Seifenkistenrennen im Schnee

Wer meint, dass in Forni di Sopra nach dem Fasching gleich wieder Ruhe einkehrt, der irrt sich. Alle zwei Jahre ist das Dorf Austragungsort des „Crazy Bob Race“. Es handelt sich dabei um ein ausgefallenes Seifenkistenrennen auf einer Skipiste, das alle zwei Jahre ausgetragen wird. Heuer findet es zum zehnten Mal statt.

Fasching Forni di Sopra + Crazybob

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Spaß im Schnee kann man nicht nur beim Skifahren haben, sind die Veranstalter überzeugt. Es braucht kreative Ideen, Teamgeist und Mut, wenn sich die Mannschaften mit ihren Schlitten in waghalsigen Manövern die Piste hinunter bis ins Ziel bewegen. Unter anderem wird das schnellste, das ausgefallenste, das langsamste und das technisch ausgereifteste Schneemobil gekürt.

„Sicherheit geht vor“

Die Sicherheit geht bei allen Bewerben vor, sagt Juror Gerardo Luigi Mazzolini: „Die Gefährte müssen funktionierende Bremsen haben und über eine Lenkung verfügen. Bevor es an den Start geht werden alle noch einmal von einem Techniker überprüft. Zur Not können die Bobs noch vor Ort ‚nachgerüstet‘ werden.“

Fasching Forni di Sopra + Crazybob

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Marco Angileri vom Organisationsteam beschreibt die Stimmung während der drei Tage des Rennens als „ein großes Fest, bei dem alle mitmachen“: „Manche gehen unter der Woche einem ‚ernsten‘ Job nach, aber hier verwandeln sie sich sozusagen und feiern auch ausgelassen mit.“

Organisator Attilio Quaglia erinnert sich an die Anfänge zurück. Man habe in einer lustigen Runde die Idee dazu geboren; im Laufe der Zeit habe die Veranstaltung aber ein immer größeres Ausmaß angenommen: „Mittlerweile gehören 30 Freiwillige zum Stammteam. Die Teilnehmer kommen nicht nur aus den Nachbarregionen. Heuer macht sogar ein Team aus der Toskana mit.“ Elf Teams haben sich bis jetzt angemeldet. Bis eine Woche vor der Veranstaltung kann es noch Nachnominierungen geben.

Fasching Forni di Sopra + Crazybob

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Teams tüfteln hinter verschlossenen Türen

Für viele Teams ist die Teilnahme mittlerweile ein Pflichttermin. Sie tüfteln schon seit Wochen hinter verschlossenen Türen in ihren Werkstätten an den Schneegefährten. Wie diese dann tatsächlich aussehen bleibt bis zum Schluss ein gut gehütetes Geheimnis.

Die „Cjochetoons“ aus Villa Santina zählen zu den „Stammteams“, die sich auch die Jubiläumsausgabe des Crazy Bob Race nicht entgehen lassen möchten. Mindestens zwei Mal pro Woche treffen sich die Freunde, um eine „fliegende Rakete“ aus dem Cartoon „Looney Toons“ nachzubauen. Marco Senatore: „Unseren Schlitten zu transportieren wird schwierig. Wir haben uns bei den Längen etwas mehr ‚ausgebreitet‘ als ursprünglich gedacht. Da brauchen wir schon einen größeren Laster.“

Fasching Forni di Sopra + Crazybob

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Auch Giancarlo, Filippo und Giuseppe aus Tolmezzo nutzen jeden freien Moment, um an ihrem Gokart zu werkeln, das später einmal den Comic-Helden Supermario und seine Freunde mit möglichst viel Showeffekten ins Ziel transportieren soll.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 3.2.2018

Giancarlo Cella: „Bei uns wird viel improvisiert. Unser Ziel ist es, so viel wie möglich wiederzuverwerten und so wenig wie möglich auszugeben, aber trotzdem etwas Tolles zu erschaffen. Heuer waren es zehn Euro fürs Material und 50 Euro für das leibliche Wohl.“ Die Stärkung wird die Mannschaft brauchen, denn beim „Crazy Bob Race“ von 2. bis 4. März 2018 in Forni di Sopra ist letztendlich auch viel Körpereinsatz gefragt.

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