Schwimmend 3.500 Kilometer durch die Wolga

Die Durchquerung der Kärntner Seen ist Erik Demczuk nicht genug. Nun schwamm der Klagenfurter 3.500 Kilometer die Wolga entlang, Europas längster Fluss. Für Demczuk war es Anstrengung, Abenteuer - und eine Reise zu sich selbst. Das nächste Abenteuer ist schon geplant.

Der 51 Jahre alte Erik Demczuk, ein Klagenfurter Cafetier und Extremsporter mit polnischen Wurzeln, schwamm im Juni in drei Monaten den längsten Fluss Europas entlang. Er bewältigte 3.500 Kilometer fast von der Quelle bis zum Kaspischen Meer im europäischen Teil Russlands. Bis zu zehn Stunden pro Tag verbrachte der Klagenfurter im Wasser. Er wollte eine Expedition der anderen Art machen, in der Heimat seines Großvaters.

Erik Demczuk schwimmt

Was er an Ausrüstung brauchte, schleppte er auf einem Surfbrett hinter sich her

Für dieses Abenteuer begann er nach 25 Jahren Pause wieder mit dem Schwimmen und trainierte über ein Jahr lang, nur mit einem Neopren-Anzug und einer Schwimmhilfe für den Notfall ausgestattet, für sein großes Ziel. Um den 17. größten Fluss der Welt zu bezwingen, absolvierte Demczuk über 70 Trainings-Kilometer pro Woche - mehr dazu in Kärntner will Wolga längs durchschwimmen.

Schwimmen Sport Wolga

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Der Neopren-Anzug ist für Erik Demczuk bei 16 Grad Wassertemperatur Pflicht

Mit Brett im Schlepptau zehn Stunden geschwommen

Bis zu zehn Stunden pro Tag schwamm der Klagenfurter durch die Wolga und zog alles, was er in den drei Monaten brauchte auf einem Surfbrett hinter sich her. Zelt, Schlafsack und Lebensmittel hatten auch ein ordentliches Eigengewicht, was die sportliche Leistung nicht leichter machte. Doch um den sportlichen Erfolg ging es Demuczuk gar nicht.

„Der Ehrgeiz bei so einem Abenteuer ist unglaublich groß. Man möchte einfach Kilometer machen und nach zwei Wochen ist dir die körperliche Anstrengung und alles Sportliche egal. Man ist in der Natur und denkt viel nach. Es geht um das Spirituelle - man ist frei“, sagt der Extremsportler.

Wind, Wellen und 16 Grad Wassertemperatur

Beim täglichen Training im 16 Grad kalten Wörthersee konnte sich der 51-jährige auf das Abenteuer einstellen, denn diese Temperatur hatte auch die Wolga. Die Anstrengung blieb nicht ohne Folgen: „Nach einer Woche waren die Gelenke so geschwollen, dass ich sie kaum noch bewegen konnte. Und mein Gesicht sah aus wie eine Wassermelone.“

Die aufgestaute Wolga ist manchmal breiter als der Wörthersee lang und führt Wellen wie das offene Meer. Keine optimalen Bedingungen und so musste Erik Demuczuk auch immer wieder Rückschläge hinnehmen: „Die großen Wellen haben mich manchmal fast zwei Kilometer zurückgetrieben. Es gab Momente, da war mein Boot schneller als ich.“

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So ruhig wie der Wörthersee beim Training war die Wolga nur selten

Essensspenden für den schwimmenden Kärntner

Die Gastfreundschaft der Menschen entlang der Wolga war für Erik Demczuk beeindruckend. Immer wieder wurde er von fremden Menschen aufgenommen, die ihm Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stellten, ihn verpflegten und nach einer eintönigen Schwimmetappe Gesellschaft leisteten: „Ein paar Mal stand ich in der Früh auf und fand plötzlich einen Karton mit Essen vor meinem Zelt.“

Nächste Expedition im Winter

Trotz der willkommenen Unterhaltung in den Ruhepausen war dem Extremsportler die Abgeschiedenheit im Wasser fast lieber. Tag für Tag im Wasser, da werde man genügsam und bekomme einen anderen Blick für die Dinge, sagt er. Am besten habe ihm die Ruhe gefallen, etwa beim Schwimmen durch Naturschutzgebiete; „Auf der ganzen Strecke muss man an rund zwölf Städten vorbei, aber ich war froh, als ich diese Teile der Strecke überwunden hatte und wieder alleine war und in ‚meine Welt‘ zurück kam“, so Demuczuk.

Auch die nächste Expedition wird schon geplant. Erik Demczuk will noch einmal die Wolga entlang - aber nicht mehr schwimmend, sondern mit Langlaufskiern im Winter über das Eis.