Palmanova ist UNESCO-Weltkulturerbe
Seit 1960 gilt die Stadt als Nationaldenkmal und unlängst wurde sie zur 53. italienischen Weltkulturerbestätte der UNESCO - in der Kategorie „Venezianisches Verteidigungssystem des 15. bis 17. Jahrhunderts“.
Comune di Palmanova
Aus der Luft betrachtet erkennt man: Der Grundriss von Palmanova ist symmetrisch ausgerichtet und bildet einen Stern mit neun Spitzen. In der Renaissance galt diese Form als ideal. Zu den von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Festung gehört die historische Befestigungsanlage von Palmanova, die 1593 errichtet wurde. Solche Verteidigungsbauten schützten zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert zahlreiche Städte der Republik Venedig vor den Türken. Beispiele dafür sind nicht nur im heutigen Italien sondern auch im heutigen Kroatien und Montenegro zu finden.
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Vorzeigebeispiel für Militärarchitektur
Die Festungsanlage von Palmanova gilt als Vorzeigebeispiel der damaligen Militärarchitektur. Zugang zur Stadt hat man durch drei massive Tore, die dem Architekten Vincenzo Scamozzi aus Vicenza zugeschrieben werden: Die majestätische Porta Aquileia - ursprünglich Porta Marittima - besteht seit 1598. Im Vergleich dazu wirken die Porta Udine und die Porta Cividale, die Anfang des 17. Jahrhunderts fertiggestellt wurden, strenger und geradliniger.
Sendungshinweis:
„Servus, Srečno, Ciao“, 12. August 2017
Im Inneren sieht man noch heute die Nischen mit den Kaminen, die früher von den Soldaten verwendet wurden, und die großen beschlagenen Holztore. In der Porta Udine sieht man noch die Heberäder der einstigen Zugbrücke.
Comune di Palmanova
Im Herzen der Stadt befindet sich die Piazza Grande. Ein sechseckiger Platz, von dem strahlenförmig die sechs Hauptstraßen ausgehen. Hier befinden sich auch die wichtigsten Bauwerke der Stadt - wie der Dom aus dem 17. Jahrhundert, ein Werk des Amtes für Befestigungsanlagen von Venedig.
UNESCO-Auszeichnung ermöglicht neue Projekte
Die Auszeichnung durch die UNESCO ermöglicht neue Pläne zum Schutz der historischen Mauern, sagt der Bürgermeister von Palmanova, Francesco Martines: „Die UNESCO schreibt vor, dass die von ihr ausgezeichneten Orte oder Kulturgüter in bestmöglich erhaltenem Zustand an die nächste Generation weitergegeben werden müssen.“ Für die Instandhaltung der alten Ringmauer werden zwischen 50 und 60 Millionen Euro nötig sein, schätzt der Bürgermeister. Sieben Millionen Euro wollen die Gemeinde und die Region gemeinsam aufbringen.
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Es soll auch ein gemeinsames Netzwerk mit Cividale und Aquileia entstehen - aber auch mit den anderen fünf Städten, die diesmal von der UNESCO für ihre Verteidigungssysteme aus der Renaissance ausgewählt wurden.
Leben wie vor 600 Jahren in Palmanova
Von 1. bis 3. September findet in Palmanova ein Fest in historischen Kostümen statt. Es soll an den „Krieg von Friaul“ erinnern, der in Palmanova ausgetragen wurde, erzählt Adriana Danielis, Vizebürgermeisterin und Kulturreferentin von Palmanova: „Die Heerestruppen der Serenissima schickten sich an, hier die Streitkräfte der Habsburger anzugreifen. Es ist ein Krieg, der durch den Zwiespalt zwischen diesen beiden Streitmächten seinen Ursprung hatte. Bei unserem Fest geht natürlich alles friedlich zu. Hier gibt es einen großen Lagerplatz mit 250 Zelten - es wird genau nachgestellt, wie das Leben der Soldaten vor 600 Jahren war.“ Mehr als 800 Teilnehmer in historischen Kostümen werden erwartet.
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Aquileia: Fresken und Mosaike restauriert
Auf dem Weg nach Grado sieht man es schon von der Straße aus: das Forum Romanum. Das Ausgrabungsgelände beherbergt Überreste einer der größten und reichsten Städte der frühen römischen Kaiserzeit. 181 vor Christus wurde Aquileia besiedelt und entstand als strategischer Punkt zur Eroberung der Donaugegend. Ziel war es, die Ostgrenzen zu verteidigen, um den schon blühenden Handel zwischen dem östlichen Mittelmeer und den Ländern jenseits der Alpen weiter auszubauen.
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Aquileia ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten Norditaliens und gehört seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit. Im ehemaligen Bischofssitz wurden im neu geschaffenen Schauraum „Domus“ auf drei Ebenen Böden unterschiedlicher Epochen rekonstruiert.
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„Die unterste Ebene ist die älteste, sie stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, aus einem römischen Haus. Eine ist aus dem 4. Jahrhundert und zierte ziemlich sicher das Esszimmer einer reichen römischen Familie. Die oberste Ebene gehörte zum ehemaligen Bischofssitz in Aquileia, der während des 5. Jahrhunderts nach Christus eine große Autorität hier in der Stadt war. Alle wichtigen Gebäude wurden rund um den bischöflichen Palast erbaut. Jetzt befindet sich hier das Museum Domus, in unmittelbarer Nähe zur Basilika.“, sagt Cristiano Tiussi von der „Fondazione Aquileia“.
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Die Basilika stammt aus dem 4. Jahrhundert und spielte eine wichtige Rolle in der Evangelisierung einer großen Region Mitteleuropas. Der majestätische Glockenturm der Basilika, um das Jahr 1000 als Wachturm erbaut, bietet mit seinen 73 Metern nicht nur einen erhabenen Anblick, sondern auch die Möglichkeit zu einer atemberaubenden Aussicht von oben.
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Alberto Bergamin, Direktor der „Fondazione SOCOBA“, sagt, dass die Arbeiten in der Nordhalle der theodorianischen Krypta bis November abgeschlossen sein dürften: „Dort wurden ja sehr wichtige Fresken und Mauerreste freigelegt und restauriert. Sie sind ein Beleg für die geschichtliche Relevanz von Aquileia.“ Immerhin zählte sie zu den größten Städten des römischen Reiches. Zu Spitzenzeiten lebten zwischen 200.000 und 300.000 Menschen dort.
Besserer Zugang für Beeinträchtigte
In Zukunft soll der Zugang zu den Ausgrabungsstätten erleichtert werden: 2018 startet ein Projekt, bei dem Hilfestellungen für Personen mit eingeschränktem Hör- und Sehvermögen, aber auch körperlich beeinträchtigten Besuchern geschaffen werden.
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Bis 3. Oktober im archäologischen Museum von Aquileia zu sehen: Eine Schau, bei der vom Terrorismus bedrohte Archäologie im Mittelpunkt steht. „Die Gesichter von Palmyra und Aquileia“ zeigt Kunstwerke aus der antiken Oasenstadt im heutigen Syrien und aus Aquileia und stellt diese einander gegenüber.
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Langobardenstadt Cividale einst und jetzt
2011 wurden in fünf italienischen Regionen „Orte der Macht“ zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten hinzugefügt, um dem Wirken der Langobarden ein Denkmal zu setzen. In Friaul-Julisch Venetien trägt Cividiale del Friuli im Nordosten der Region diese Auszeichnung.
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Die Stadt wurde im 1. Jahrhundert vor Christus von Julius Cäsar gegründet - unter dem Namen „Forum Julii“. Davon leitet sich auch der heutige Name der Region Friaul-Julisch Venetien ab. 568 nach Christus wurde Cividale der Sitz des ersten langobardischen Herzogtums in Italien. Für einige Jahre war die Stadt am Natisone Residenz der Patriarchen von Aquileia. 350 Jahre lang gehörte Cividale zur Republik Venedig, bis die Stadt Mitte des 19. Jahrhunderts zum Königreich Italien kam.
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Stefano Balloch, Bürgermeister von Cividale, ist stolz darauf, wie sich „seine“ Stadt in den vergangenen Jahrhunderten weiterentwickelt hat: „Wenn die Longobarden heute Cividale sehen könnten, würden sie natürlich viele Unterschiede feststellen. Die Stadt hat sich natürlich wirtschaftlich und kulturell weiterentwickelt, aber gleichzeitig wird bis heute versucht, die geschichtlichen Ursprünge und Zeugnisse aus dieser Zeit zu bewahren.“
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Palio di San Donato: Fest des Schutzpatrons
Dazu gehört das traditionelle Stadtfest, das „Palio di San Donato“. Es findet heuer am 18., 19. und 20. August statt. Das Fest hat im 14. Jahrhundert seinen Ursprung und wird jedes Jahr zu Ehren des Schutzpatrons der Stadt, dem Heiligen Donatus, ausgetragen.
Dabei treten die Bewohner der fünf Stadtviertel von Cividale bei verschiedenen Wettkämpfen gegeneinander an, erzählt Bürgermeister Stefano Balloch: „Die Teilnehmer müssen bei einem Wettlauf, beim Armbrust- und Pfeil- und Bogen-schießen Punkte sammeln. Es geht um die rote Fahne, jene von San Donato, die dann die Siegermannschaft ein Jahr lang in der Kirche ihres Stadtteils ausstellen darf – bis zur nächsten Ausgabe des „Palio di San Donato“. Dieses Fest hat einen religiösen Ursprung, aber es ist wie ein großes Volksfest“, so der Bürgermeister.
Restaurierung vor Augen der Besucher
Eindrucksvolles Beispiel der langobardischen Kunstschätze in Cividale ist der „tempietto longobardo“, der im 8. Jahrhundert als Pfalz des Königshofes erbaut wurde. Die Stuckdekoration des Bogens am Eingangsportal und der Holzchor im Inneren gelten als Herzstücke. Besucher können derzeit hautnah erleben, wie die Relikte aus der Langobardenzeit restauriert werden. Im Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
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Museo Cristiano zeigt Kunstschätze der Langobarden
Bei einem Spaziergang durch den historischen Stadtkern darf ein Halt an der Teufelsbrücke, die über den Fluss Natisone führt, bis zum Dom nicht fehlen. Er berherbergt - im angeschlossenen Museo Cristiano - Originalgegenstände aus der Zeit der Langobarden und aus dem Mittelalter, darunter Kunstschätze, Gemälde, Stoffe, die allesamt mit dem Christentum in Verbindung stehen.
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Der berühmte Ratchis-Altar und das Taufbecken des Callisto zählen zu den Prunkstücken, sagt Elisa Morandini vom „Museo Cristiano“: „Die Langobarden waren ja Nomaden und hatten sich auf eine leicht zu transportierende Kunstrichtung spezialisiert - die Schmuckerzeugung. Mit dem Altar von Ratchis haben sie ihr grafisches Geschick in größerem Maßstab verewigt. Typisch dafür sind die birnenförmigen Köpfe der dargestellten Personen und dass sie den zur Verfügung stehenden Platz vollkommen ausgeschöpft haben.“
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Auch die fast fünf Meter lange und 1,60 Meter breite Altardecke der Seligen Benvenuta Boiani ist ein besonderes Schaustück. Elisa Morandini beschreibt sie als ein seltenes Beispiel für eine Altardecke dieser Größe, deren Stickerei die gleiche Farbe wie der Stoff aufweist und eine dritte Dimension eröffnet: „Der Stoff stammt aus der Zeit zwischen dem 13 und 14. Jahrhundert und ist der einzige dieser Größe in ganz Europa, der noch so gut erhalten ist. Er zeigt Szenen aus dem Leben Jesu, wie es im Mittelalter üblich war.“
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Weitere UNESCO-Weltkulturerbestätten sind die Dolomiten und Palu di Livenza - mehr dazu in Pfahlbauten im Friaul sind Weltkulturerbe.