Klimawandel: Seesaibling wird zum „Tiefseefisch“
Der „Fisch des Jahres“ wird jedes Jahr von heimischen Naturschützern und Wissenschaftlern bestimmt, nach 2005 ist der Seesaibling heuer bereits zum zweiten Mal „Fisch des Jahres“. Der Seesaibling gehört zu den Lachsfischen, er gilt als Relikt aus der letzten Eiszeit und wanderte vor ca. 10.000 Jahren aus dem Norden ein. Er gilt als stark gefährdet, weil ihm unter anderem die zunehmende Erwärmung des Wassers zu schaffen macht.
Zu Mitte des 19. Jahrhunderts waren ca. 60 Prozent der 43 großen österreichischen Seen mit Seesaiblingen besetzt. Im 20. Jahrhundert ging der Bestand drastisch zurück. Zu finden ist er nun vor allem in klaren Bergseen, in Kärnten etwa im Flattnitzersee auf 1.400 Meter Höhe.
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In den relativ tiefen Seen, wie Millstätter-, Weißen- und Wörthersee, können die Fische in die Tiefe ausweichen. Dort habe es etwa vier Grad, sagt Landesfischereiinspektor Wolfgang Honsig-Erlenburg. In den flacheren Seen hingegen habe der Fisch ein Problem.
Forschungsprojekt zur Wiederansiedelung
Die weiß gesäumten Flossen und der orangefarbene Bauch während der Laichzeit sind typisch für den Seesaibling. Damit er wieder öfter hierzulande zu finden ist, gibt es verschiedene Besatzprojekte, wie im Grünsee auf der Turrach, wo ein Forschungsprojekt über eine Wiederansiedelung läuft. Aus so manchem verschmutzen und wärmer gewordenen See allmählich verschwunden, ist er nach ökologisch-nachhaltigen Maßnahmen nun wieder öfter anzutreffen.
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Schwierige Aufzucht
Aber auch Fischzuchtbetriebe setzen auf den Seesaibling. Zum Beispiel die Fischzucht Payr in Sirnitzt. Die Zucht dieser Fischart sei aber sehr aufwendig, sagt Fischzüchterin Marion Schinegger: „Es ist schwierig Mutterfische zu halten und der Fisch wächst sehr langsam.“ Erst nach drei Jahren ist der Seesaibling „speisefertig“.
Ein Fisch mit Tradition
Bereits in der jüngeren Steinzeit und Bronzezeit wurde der Seesaibling mit Netzen gefangen und als Speisefisch genutzt. Er galt als kulinarische Köstlichkeit beim Adel und wurde auch im Mittelalter in alle möglichen Gewässer versetzt. Im Friesacher Stadtgraben tummelten sich damals tausende Seesaibling, doch nun ist die Ära der Seesaiblinge zumindest im Friesacher Stadtgraben vorbei.
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Sendungshinweis:
Kärnten heute, 28. Juli 2017
Auch eine Truhe im Stift St. Georgen am Längsee aus dem Jahr 1780 zeugt davon, wie beliebt der Fisch einst war. Die Truhe zeigt das Wappen des Fürsten Salm, Erzbischof von Gurk. Salm war früher die Bezeichnung von Saibling.
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Die stärksten und bekanntesten Besatzaktionen gab es unter Kaiser Maximilian, als die Fische in Butten in die höchsten Gebirgsseen geschleppt wurden. Seesaiblinge leben normalerweise in Schwärmen, passten sich der neuen Umgebung der Alpenseen an, wanderten somit nicht mehr und laichten in den Seen.