Neue Methode gegen den „Pfropf im Kopf“

Bei der Behandlung und Therapie von Schlaganfällen hat sich Österreich europaweit einen Namen gemacht. Hartnäckige Blutgerinnsel im Gehirn können mittels Katheter entfernt werden - eine einzigartige, in Kärnten häufige Methode.

Der Schlaganfall gehört zu den am weitesten verbreiteten neurologischen Erkrankungen. Die Hauptursache ist ein ungesunder Lebenstil, den man kurz gesagt mit „Zu viel essen und zu wenig Bewegung“ beschreiben kann.

Schlaganfall Propf Katheter Entfernung

ORF

2.000 Kärntner trifft pro Jahr „der Schlag“

Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Bewegungsmangel gelten als die häufigsten Auslöser. Der Schlaganfall ist - nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs - die dritthäufigste Todesursache. 2.000 Kärntnerinnnen und Kärntner pro Jahr sind davon betroffen. Österreichweit sind es 24.000 Menschen, die nach einem Schlaganfall im Krankenhaus behandelt werden müssen. Seit 15 bis 20 Jahren wird österreichweit ein sogenanntes Stroke-Unit-Netzwerk errichtet. „Das sind Überwachungsstationen, wo Akut-Patienten aufgenommen werden. Es gibt in Österreich 38 davon“, so Elisabeth Fertl, Primarärztin am Wiener Krankenhaus Rudolfsstiftung und Präsidentin der Neurologischen Gesellschaft.

Schlaganfall Propf Katheter Entfernung

ORF

Zwei „Stroke-Units“ in Kärnten

In Kärnten gibt es „Stroke-Units“ am Klinikum Klagenfurt und am LKH Villach. In diesen Schlaganfall-Zentren durchlaufen die Patienten sämtliche Behandlungsstationen - von der Akutversorgung mit Medikamenten, die das Blutgerinnsel in den Gehirngefäßen auflösen können, bis hin zur Therapie, die sechs Monate dauern kann - in besonders schweren Fällen aber auch bis zu 12 Monate.

Sendungshinweis:

„Kärnten heute“; 22.3.2017

Diese infrastrukturelle Entwicklung bei der Behandlung von Schlaganfällen sei im europäischen Vergleich einzigartig und eine Grundlage dafür, dass sich die Schlaganfall-Akutversorgung in den letzten Jahrzehnten massiv verbessert habe, so Fertl.

Schlaganfall Propf Katheter Entfernung

ORF

Neue Methode wenn Medikamente nicht helfen

Aktuelles Thema bei derzeit stattfindenden Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie in Villach ist die neueste Behandlungsmethode für jene Patienten, deren Blutgerinnsel sich nicht mit Medikamenten auflösen lässt. Fertl: „Mittlerweile gibt es durch die Weiterentwicklung der Akuttherapie die Möglichkeit, dass man bei Schlaganfallpatienten interveniert und den Pfropf, der ein Gehirngefäß verschließt, mit einem Katheter herauszieht.“

Schlaganfall Propf Katheter Entfernung

ORF

Klinikum mit 90 OPs über Bundesschnitt

Derzeit wird diese Behandlungsmethode in Österreich von zehn Zentren durchgeführt. Eines davon ist die Neurologie am Klinikum Klagenfurt. Jörg Weber, Primarius der Neurologie: „Wir haben im vorigen Jahr über 90 solcher Interventionen durchgeführt, damit liegen wir deutlich über dem österreichischen Bundesdurchschnitt. Im Vergleich zu Wien ist die Chance, eine Intervention zu bekommen, für die Kärntner Bevölkerung 2,4-fach so hoch.“

Großen Wert legen die Ärzte im Klinikum nicht nur auf die Therapie, sondern auch auf die Vorsorge, so Weber: „Der Schlaganfall wird zum Anlass genommen, die Risikofaktoren genau zu hinterfragen und die Patienten in ein strukturiertes Überwachungsprogramm zu bringen, um weitere Schlaganfälle zu verhindern.“

Schlaganfall Propf Katheter Entfernung

ORF

60 Prozent ohne bleibende Schäden

Aktuell überstehen bis zu 60 Prozent der Patienten einen Schlaganfall ohne bleibende Schäden, durch die Interventionsmethode sollten es in den nächsten Jahren deutlich mehr werden.