Streitkultur: „Kirche im Aufbruch“

„Entmisten“, eine höhere Frauenquote, mehr Mitbestimmung, Zölibat, Doppelmoral: In Kirchenkreisen wird durch den bevorstehenden Abgang von Bischof Alois Schwarz viel über den Zustand der Kirche diskutiert. „Kirche im Aufbrauch“ war deswegen am 28. Mai Thema der „Streitkultur“.

Diözesanbischof Alois Schwarz wird am 1. Juli nach Niederösterreich wechseln. Am 2. Juli, wird in Kärnten ein Administrator gewählt, dieser amtiert, bis vom Papst ein neuer Bischof bestellt wird. Offen ist, wer neuer Bischof wird und welchen Kurs er einschlagen wird. In Kärntner Kirchenkreisen wird durch den bevorstehenden Abgang von Bischof Schwarz nach Niederösterreich viel über den Zustand der Kirche diskutiert, auch über die künftige Ausrichtung und die Schwerpunkte des Glaubens in Kärnten.

“Der Misthaufen muss zu Kompost werden“

„Ganz, ganz viel Gutes“, passiere in der Kärntner Kirche, sagte Hanzej Sticker, Pfarrgemeinderat in St. Jakob im Rosental in der „Radio Kärnten Streitkultur" zum Zustand der Kärntner Kirche. Zusatz: „Auf der anderen Seite gibt es einen großen Misthaufen, der darauf wartet, belüftet und in fruchtbaren Kompost verwandelt zu werden. Das ist die Herausforderung. Ich hoffe, wir bekommen einen Bischof, der sich des Misthaufens annimmt und der damit eher kirchenintern seine Kritiker hat.“

Höhere Frauenquote gefordert

Ilona Wulff-Lübbert von der katholischen Frauenbewegung wünscht sich mehr Frauen in der Kirchen-Organisation. Immerhin sei ein Großteil der Kirchenbesucher weiblich. „Ohne Frauen wäre die Kirche ohne Gerüst, das hat auch Bischof Schwarz gesagt.“

Pastoral-Theologe Paul Zulehner riet der katholischen Kirche, mehr Mitbestimmung der Basis zuzulassen: „Immer wieder gab es Bischöfe, die von oben draufgesetzt wurden. Die Kirche hätte sich in den letzten Jahren unglaublich viel Ärger gespart, hätte sie zuvor das Kirchenvolk gefragt.“

Fällt der Zölibat?

Der Zölibat ist weiter ein Kritikpunkt an der katholischen Kirche. Wolfgang Gracher, Stadtpfarrer von Feldkirchen, kann sich künftig eine „Freistellung“ vorstellen, also freie Wahl für die Pfarrer. Der evangelische Superintendent, Manfred Sauer, riet seinen christlichen Kollegen zu einer Öffnung bei den Themen Frauen im Priesteramt und Zölibat: „Aus unserer Sicht würde ich die katholische Kirche in diesen Bereichen ermutigen.“

Sendungshinweis:

RK Frühjournal, 29. Mai 2018

Dass es in der katholischen Kirche in diesem Zusammenhang auch eine Doppelmoral gibt, wollte keiner der Diskutanten leugnen. Auch nicht Generalvikar Engelbert Guggenberger: „Diese ist sicher vorhanden und da ist etwas zu tun.“

In zwei bis drei Jahren könnte es bereits verheiratete Priester geben, so die Prognose von Pastoraltheologe Zulehner. Der neue und noch unbekannte Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt wird darauf aber wohl nur wenig Einfluss haben.

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