„Aufgezeigt“: Konflikt um Standplatz

Der Benediktinermarkt ist weit über Kärntens Grenzen hinaus bekannt als heimliches Wahrzeichen von Klagenfurt. Nun gibt es einen Konflikt um einen Standplatz. Eine Familie, seit Generationen Marktfahrer, musste ihren Standort wechseln.

Großmutter Maria Kirschner, Mutter Brigitte Kirschner und Tochter Sylvie Kirschner bringen es auf 25 Jahre Markterfahrung. Maria steht schon jahrzehntelang mit ihren kunstvollen Kränzen und Ostereiern am Markt. Seit zweieinhalb Jahren hatte sie ihren Stammplatz, gemeinsam mit der Tochter und vor dem Cafe der Enkelin.

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Aufgezeigt, 7. November 2017

Jetzt soll die 80-Jährige weg von diesem angestammten Platz, an den Rand ins Freie. Das entschied die Marktverwaltung. Nach vielen Jahren muss die Familie einem Stand mit Marmeladen Platz machen und das passt den Kirschner-Damen überhaupt nicht.

Aufgezeigt Wirbel Markt

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Die Familie Kirschner mit dem Stand vor dem Café der Enkelin

Familie erhielt Verwarnung vom Marktamt

Auf dem ehemaligen Stand der Kirschners steht jetzt die „Marmeladenfrau“, wie sie am Markt genannt wird. Die Kirschners mussten eineinhalb Meter ums Eck, an den Rand ausweichen. Unpraktisch ist das, sagten sie, weil sich die drei Frauen gerne gegenseitig aushelfen. Sylvie ist die Jüngste im Bund und führt ein winziges Frühstückscafe am Markt: „Wir halten alle zusammen und die Leute suchen uns schon an dem Standort. Es ist einfach nicht verständlich, warum etwas, das funktioniert, geändert werden sollte.“

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Brigitte Kirschner: Stand war immer vis a vis

So etwas wie vor 14 Tagen ist ihnen noch nie passiert, sagte Brigitte Kirschner. Sie ist Lehrerin und bastelt Engel. Mit ihrer Mutter steht sie vor Weihnachten und vor Ostern am Markt: „Ich habe auf einem leeren Tisch meinen Stand aufgebaut. Daraufhin habe ich dann eine offizielle Verwarnung bekommen und einen Marktverweis, wenn das noch einmal passiert. Denn ich müsste an der Stirnseite des Marktes stehen. Mein Stand war jedoch bis vor einigen Wochen vis a vis dem Geschäft meiner Tochter. Dann kam eine Standlerin mit Marmelade und hat mich verdrängt. Daraufhin gab es eine Entscheidung, dass alle Lebensmittel unter die Markise kommen und alle Bastler an die Stirnseite in Reih und Glied.“

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Der verlorene Standort, gegenüber dem Cafe und unter der Markise

Großmutter Kirschner: Große Ungerechtigkeit

Maria Kirschner versteht die Welt nicht mehr: „Es ist eine Ungerechtigkeit, nach so vielen Jahren. Angefangen haben wir ja am Alten Platz. Da war es noch schön mit der Korb-Gretl und dann gab es die Straßenkünstler, das war eine recht interessante Sache, das war vor 25 oder 26 Jahren. Dann hat der Magistrat auf einmal andere Standln dort habe wollen, mit Getränken und so weiter und da haben wir dann weg müssen und sind auf dem Benediktinerplatz gelandet. Und jetzt - nach vielen Jahren - ist das für uns eine sehr große Ungerechtigkeit.“

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Die Enkelin serviert der Oma den Kaffee

Marktorganisator: Platz nicht aussuchen

Peter Zwanziger ist der Marktorganisator: „Die Marktordnung und die Aufsicht gehören eingehalten und wir sind dafür zuständig. Es kann sich da nicht jeder den Platz aussuchen. Der Markt ist ein wunderbarer Bereich, bis jetzt haben wir auch kein Theater gehabt, es ist einfach schade“, sagte Zwanziger.

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Marktorganisator Peter Zwanziger: Es ist schade

Auf die Frage, ob der Verweis gegenüber den langjährigen Fierantinnen nicht ein etwas heftiges Mittel gewesen sei, sagte Zwanziger, es sei kein Verweis gewesen, vorerst handle es sich um eine Verwarnung. „Wenn das wieder passiert, dann muss sie eine Pause machen. Dazu haben wir das Recht, dass wir sagen ein bis zweimal kann sie nicht kommen, weil sonst das System zusammen bricht. So steht das in der Marktordnung.“

Ganzjahresstandler unter Markise

Für Familie Kirschner suchte Marktreferent und Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler (SPÖ) auch schon nach einem Kompromiss, bis jetzt aber vergeblich. Es gehe darum, sagte Pfeiler, ein neues Konzept umzusetzen: „Jene Artikel, von denen wir heute sprechen, werden nur saisonal angeboten. Wir wollen aber den Kernbereich mit jenen Standlern bestücken, die das ganze Jahr hier sind.“ Bei der Marktrunde sah das „Aufgezeigt“-Team allerdings Stricksocken (saisonal) neben den Suppenhühnern liegen und Gestecke (saisonal) neben den frischen Eiern.

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Unter der Markise sollten nur noch Ganzjahresstandler stehen

Marktreferent: Entschuldigung für falschen Ton

Auf die Frage, warum einer eingesessenen Fierantenfamilie ein Platzverweis angedroht wird, wenn sie sich einen freien Platz suche, sagte Pfeiler, die Zuweisung auf einem Markt erfolge grundsätzlich über die Marktorgane. Die zugewiesenen Plätze seien auch einzuhalten. Pfeiler: „Wir haben sehr viele Marktfierantinnen und Beschicker, wenn da jeder seinen Platz aussucht, dann wäre das ein Tohuwabohu. Im Volksmund heißt es, der Ton macht die Musik und sollte sich da jemand im Ton vergriffen haben, dann möchte ich mich dafür entschuldigen. Aber grundsätzlich muss man bitte schon den Anweisungen der Organe hier Folge leisten.“

Livegäste im Studio

In der „Aufgezeigt“-Stunde in der „Radio Kärnten Family“ sind Marktreferent Jürgen Pfeiler (SPÖ) und Marktorganisator Peter Zwanziger zu Gast, außerdem der langjährige Marktfierant Georg Holzer.

Abgesehen von der Entschuldigung gibt es jedoch kein Entgegenkommen. Familie Kirschner muss ausweichen, weil die beiden Damen nur saisonal da sind und der Stand mit Marmelade das ganze Jahr über am Markt steht. Ein Standtausch kommt für Pfeiler nicht in Frage. „Es geht darum, Kompromisse zu suchen, und ich glaube, wir haben aus unserer Sicht einen guten Kompromiss gefunden. Die von Ihnen angesprochene Dame hat ihren Stand um eineinhalb Meter verschieben müssen. Ich glaube, das ist auch zumutbar, wenn damit gewährleistet ist, dass ihr Stand dann, in ihrer Abwesenheit, auch von der Tochter mit betreut werden kann.“

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Marktreferent Pfeiler besucht die Kirschners

Kritik wegen Hundehaltern und Alkoholexzessen

Am Markt seien zudem neue Zeiten und neue Sitten eingezogen, hieß es und das passe vielen Fieranten nicht mehr so recht. Da gehe es um Hunde, die an der Leine über den Markt streifen dürfen und um Alkoholexzesse vor den Hallen, bis weit nach Schluss des Marktes. Marktreferent Pfeiler sagte, Hunde, die an der Leine über den Lebensmittel-Markt dürfen, seien in der neuen Marktordnung verankert, „weil Hunde von ihren Besitzern nicht zu trennen seien“. Und gegen die Alkoholexzesse nach Marktschluss sei man leider machtlos, sagte Pfeiler.

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