Gespenstische Netze der Gespinstmotte

Bäume und Sträucher, komplett mit Netzen überzogen, sind derzeit wieder zu sehen. Die Netze sind aber nicht das Werk von Spinnen, sondern der Gespinstmotte. Heuer sind die Tiere wieder besonders aktiv.

Es sieht gespenstisch aus und ist dennoch erst der Anfang in der Entwicklung von der Raupe zur Motte. Die Mottenweibchen legten bereits im Vorjahr die Eier auf den Zweigen ab. Die Gespinste entstehen, indem die Raupe bei jeder Vorwärtsbewegung mit ihren Spinndrüsen im Mundbereich einen Seidenfaden webt. Dabei handelt es sich um echte Seide.

Bundeslandfenster Gespinstmotte wieder aktiv

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Mitunter werden Bäume von der Gespinstmotte komplett eingehüllt

Im letzten Jahr waren die Motten besonders aktiv, so wie auch heuer. Laut Experten ist dies klimabedingt, denn sie bevorzugen trockene und heiße Witterung. Der Massenvermehrung und dem Kahlfraß der jeweiligen Futterpflanzen ist dann Tür und Tor geöffnet.

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Weltweit 900 Arten

Die Gespinstmotte gehört zur Schmetterlingsfamilie, von der es weltweit mehr als 900 Arten gibt, in Mitteleuropa sind es 74. Nur die Raupen spezieller Arten spinnen im Frühjahr Bäume und Sträucher ein. Die Raupen sind ausschließlich auf jene Futterpflanzen konzentriert, nach denen sie benannt werden. Deshalb bleiben auch andere Bäume und Sträucher im Nahbereich von ihnen verschont.

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Gespinste wurden zur Malerei benutzt

In Kärnten sind vor allem die Pfaffenhütchen- und die Traubenkirschen-Gespinstmotte hochaktiv. Zwei Arten, die nicht eingeschleppt sind, sagt Christian Wieser, Leiter der zoologischen Abteilung im Landesmuseum. Die beiden Arten sind keine eingeschleppten Insekten: „Das sind heimische Arten, die hier seit Jahrhunderten leben.“ Im 19. Jahrhundert wurden die Netze als „Papierersatz“ benutzt, so Wieser: „Es wurden darauf Miniaturbilder gemalt.

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Die Ausfallsrate bei den Gespinstmotten ist sehr hoch, 90 Prozent der Raupen kommen um. Ein Grund sind unter anderem Schlupfwespen. Sie lauern den Raupen auf und legen dann ihre Eier in diese ab.

Bäume erholen sich wieder

Die Netze, so beruhigen Naturschützer, sind vor allem ein optisches Problem, es besteht kaum Gefahr für die Pflanzen. In der Regel erholen sich die Bäume, auch wenn sie völlig kahl gefressen sind. „In zwei Monaten merken sie davon überhaupt nichts mehr“, sagt Zoologe Christian Wieser. Nachdem die Tiere sich verpuppen, treibt der Baum im Sommer wieder aus.