Kein Frühling ohne prächtige Kirschblüte

Forsythie, Marille oder Magnolie stehen in Blüte und langsam beginnen auch die Kirschbäume zu blühen. Ein plötzlicher Wintereinbruch, wie vor zwei Jahren, wäre für die zarten Blüten des Rosengewächses verheerend.

Laut Botaniker Felix Schlatti gehört die Kirschbüte zu einem mitteleuropäischen Frühling auf jeden Fall dazu. Ein großer Baum kann mehr als eine Million Blüten tragen, die sich noch vor dem Laubaustrieb alle zugleich öffnen und große weiße Kugeln bilden. Die Kirsche ist eine insektenbestäubte Art, sie bietet essbaren Nektar und Pollen für Insekten. „Bienen, Hummeln, Wespen, Schwebfliegen, sie alle sind zur Blüte auf den Kirschbäumen zu finden“, so der Botaniker.

Kirschblüte

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Symbiose mit Ameisen

Nicht nur die bestäubenden Insekten besuchen den Kirschbaum, auch Ameisen sieht man immer wieder den Baum hinauf- und hinunterkrabbeln, so Schlatti: „Wenn man sich ein Kirschbaumblatt ansieht, hat es zwei oder drei rote Knötchen, die auch Nektar bilden. Dieser Nektar wird von den Ameisen gesammelt, die gleichzeitig Jagd auf Schadinsekten machen.“ Sie werden vom Baum ernährt und schützen ihn im Gegenzug.

Zierkirsche Blüte

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Zierkirsche an der Draulände in Villach

Wenn Blüten abfrieren gibt es keine Früchte

Eine Blüte besteht aus fünf Blüten- bzw. Kronblättern: „Es gibt auch Sorten von Kirschen, durch die die Kronblättern durch Züchtung vermehrt wurden. Das sind die rosarot blühenden, japanischen Kirschen, die keine Früchte ausbilden.“ Die heimischen Süßkirchen blühen weiß und bekommen essbare Früchte. Die Wildform der Süßkirsche wird Vogelkirsche genannt. Die Traubenkirsche ist auch im Wald zu finden, die schon austreibt. Das Laub komme mit Frost zurecht, aber die Blüten frieren bei minus vier Grad ab, danngibt es laut Schlatti auch keine Früchte.

Zierkirsche Blüte

ORF/Petra Haas

Zierkirsche

Liebesorakel und Glücksbringer

Der alte Brauch der Barbarazweige lässt die Kirschen sogar im Winter erblühen. Am 4. Dezember werden ein paar Zweige abgeschnitten, wenn sie um Weihnachten aufblühen, bringt das Glück. Laut Schlatti wurde die Kirsche früher auch als Liebesorakel befragt: Junge Frauen versahen einzelne Zweige mit den Namen junger Männer. Ja nachdem welches Zweiglein als erstes aufblühte, diesen Mann sollten sie heiraten.

Kirschbaum

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Heimische Süßkirsche

Römer brachten Süßkirsche nach Europa

Die Vogelkirsche ist bereits seit der Jungsteinzeit bekannt, es gibt aus dieser Zeit Kirschkernfunde von Pfahlbausiedlungen. Die Kirschen, die jetzt bei uns gegessen werden, sind allerdings nicht heimisch, sondern kommen aus der Schwarzmeerregion. Dort wurden sie gezüchtet und von den Römern eingeführt.

Sendungshinweis:

RK „Family“, 16. April 2018

Die Anzahl der Kirschsorten wird immer größer, sagt Schlatti: „Jedes Jahr kommen neue Sorten auf den Markt, die zu den Herz- oder Knorpelkirschen gehören und alle Farben haben.“ Sie alle gehören zu den Süßkirchen. Auch nicht heimisch ist die Sauerkirsche oder Weichsel. Ursprünglich kommt sie vom Balkan, sie ist viel saurer und daher zum Einkochen gut geeignet. Die Kerne können gut Wärme speichern, deshalb werden sie für Kirschkernkissen verwendet.