Kein Frühling ohne prächtige Kirschblüte
Laut Botaniker Felix Schlatti gehört die Kirschbüte zu einem mitteleuropäischen Frühling auf jeden Fall dazu. Ein großer Baum kann mehr als eine Million Blüten tragen, die sich noch vor dem Laubaustrieb alle zugleich öffnen und große weiße Kugeln bilden. Die Kirsche ist eine insektenbestäubte Art, sie bietet essbaren Nektar und Pollen für Insekten. „Bienen, Hummeln, Wespen, Schwebfliegen, sie alle sind zur Blüte auf den Kirschbäumen zu finden“, so der Botaniker.
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Symbiose mit Ameisen
Nicht nur die bestäubenden Insekten besuchen den Kirschbaum, auch Ameisen sieht man immer wieder den Baum hinauf- und hinunterkrabbeln, so Schlatti: „Wenn man sich ein Kirschbaumblatt ansieht, hat es zwei oder drei rote Knötchen, die auch Nektar bilden. Dieser Nektar wird von den Ameisen gesammelt, die gleichzeitig Jagd auf Schadinsekten machen.“ Sie werden vom Baum ernährt und schützen ihn im Gegenzug.
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Wenn Blüten abfrieren gibt es keine Früchte
Eine Blüte besteht aus fünf Blüten- bzw. Kronblättern: „Es gibt auch Sorten von Kirschen, durch die die Kronblättern durch Züchtung vermehrt wurden. Das sind die rosarot blühenden, japanischen Kirschen, die keine Früchte ausbilden.“ Die heimischen Süßkirchen blühen weiß und bekommen essbare Früchte. Die Wildform der Süßkirsche wird Vogelkirsche genannt. Die Traubenkirsche ist auch im Wald zu finden, die schon austreibt. Das Laub komme mit Frost zurecht, aber die Blüten frieren bei minus vier Grad ab, danngibt es laut Schlatti auch keine Früchte.
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Liebesorakel und Glücksbringer
Der alte Brauch der Barbarazweige lässt die Kirschen sogar im Winter erblühen. Am 4. Dezember werden ein paar Zweige abgeschnitten, wenn sie um Weihnachten aufblühen, bringt das Glück. Laut Schlatti wurde die Kirsche früher auch als Liebesorakel befragt: Junge Frauen versahen einzelne Zweige mit den Namen junger Männer. Ja nachdem welches Zweiglein als erstes aufblühte, diesen Mann sollten sie heiraten.
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Römer brachten Süßkirsche nach Europa
Die Vogelkirsche ist bereits seit der Jungsteinzeit bekannt, es gibt aus dieser Zeit Kirschkernfunde von Pfahlbausiedlungen. Die Kirschen, die jetzt bei uns gegessen werden, sind allerdings nicht heimisch, sondern kommen aus der Schwarzmeerregion. Dort wurden sie gezüchtet und von den Römern eingeführt.
Sendungshinweis:
RK „Family“, 16. April 2018
Die Anzahl der Kirschsorten wird immer größer, sagt Schlatti: „Jedes Jahr kommen neue Sorten auf den Markt, die zu den Herz- oder Knorpelkirschen gehören und alle Farben haben.“ Sie alle gehören zu den Süßkirchen. Auch nicht heimisch ist die Sauerkirsche oder Weichsel. Ursprünglich kommt sie vom Balkan, sie ist viel saurer und daher zum Einkochen gut geeignet. Die Kerne können gut Wärme speichern, deshalb werden sie für Kirschkernkissen verwendet.