Wahl ’18: Reaktion der Spitzenkandidaten

Die Spitzenkandidaten der Landtagswahl 2018 haben sich am Sonntag in den Parteizentralen den Fragen der Journalisten von ORF Kärnten gestellt. Großer Jubel herrschte beim Wahlgewinner SPÖ, Trauer und Bestürzung bei den Grünen.

Kärnten hat gewählt: 434.121 Kärntnerinnen und Kärntner waren an diesem Sonntag wahlberechtigt, davon 208.397 Männer und 225.724 Frauen. Die Wahlbeteiligung war mit vorläufig 63,63 Prozent niedriger als bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2013 (damals: 71,43 Prozent).

Landtagswahl Kärnten 2018 Kaiser Kern

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Großer Jubel bei SPÖ über Erdrutschsieg

In der SPÖ-Zentrale herrschte schon um 17.00 Uhr dichtes Gedränge, auch der Bundesparteichef Christian Kern war zugegen. Laute „Peter, Peter, Peter“-Rufe waren von den Anhängern beim ersten Live-Einstieg in ORF2 zu hören. Als schließlich das Ergebnis von 47,9 Prozent bekanntgegeben worden war, kannte der Jubel bei den Genossinnen und Genossen keine Grenzen mehr.

Reaktion von SPÖ-Spitzenkandidat Kaiser

SPÖ-Spitzenkandidat Peter Kaiser ist sehr froh über das großartige Ergebnis und bedankt sich auch bei den politischen Mitbewerbern für den fairen Wahlkampf.

Kaiser will Gespräche mit allen führen

Landeshauptmann Peter Kaiser sagte in einer ersten Reaktion noch in der Parteizentrale: „Großartig, ich bedanke mich bei allen Wählern, aber auch bei den Wahlhelfern. Wir haben zwei Drittel der Kärntner Haushalte besucht.“ Kaiser bedankte sich auch bei den politischen Mitbewerbern für den fairen Kärntner Wahlkampf.

Landtagswahl Kärnten 2018 Wahlparty SPÖ Kaiser

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„Wir werden intern beraten“

Auf die Frage, welche Koalition er sich vorstellen könne, sagte Kaiser: „Wir werden intern beraten und nächste Woche die Parteiengespräche starten.“ Für eine Koalition kann sich die SPÖ nun einen von drei Partnern aussuchen. Kaiser will Gespräche mit allen Parteien führen.

Im Interview im Kreise der Spitzenkandidaten im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung sagte Kaiser zu ORF-Kärnten-Chefredakteur Bernhard Bieche, dass er vom Ergebnis selbst „positiv überrascht“ worden sei, auch wenn es nun einen anderen Anschein habe. Kaiser gab den Erfolg weiter: „Wir sind eine Partei, mein Erfolg ist auch Christian Kerns Erfolg und umgekehrt.“

In Hinblick auf mögliche Koalitionspartner komme es „nicht auf meine persönlichen Präferenzen an“, so Kaiser, aus heutiger Sicht sei „nichts auszuschließen"."Ich sage es: Wir sprechen mit allen“, wenngleich der SPÖ-interne Kriterienkatalog gelte.

Absolutes No-Go seien deutschnationales und rechtsextremes Gedankengut, Kärnten müsse in Hinblick auf einen möglichen Koalitionspartner „über allen anderen Zielen“ stehen.

FPÖ hofft auf Gespräche „auf Augenhöhe“

Die Stimmung in der FPÖ schwankte zuerst noch zwischen Anspannung und freudiger Erwartung, bei der letzten Wahl erreichte die Partei nur knapp 17 Prozent und verlor den Landeshauptmann-Sessel. Klubobmann Johann Gudenus war statt Heinz-Christian Strache in die Kärntner FPÖ-Zentrale gekommen. Als das Ergebnis schließlich bekanntgegeben wurde, herrschte verhaltener Jubel bei der FPÖ. Spitzenkandidat Gernot Darmann sagte in einer ersten Reaktion: „Natürlich erwartet man sich immer etwas mehr, wir wurden gestärkt, die freiheitliche Partei ist als zweiter Sieger aus dieser Wahl hervorgegangen. Ich darf Peter Kaiser zu diesem Wahlerfolg gratulieren.“

Reaktion von FPÖ-Spitzenkandidat Darmann

Die FPÖ Kärnten sieht im Wahlergebnis eine Bestätigung für den neuen Kurs in der FPÖ und auch für ihren Spitzenkandidaten Gernot Darmann.

Der Wahlerfolg der FPÖ sei aber nicht wegzudeuten. Darmann dankte allen Wählern und den Wahlhelfern. Auf die Frage von Chefredakteur Bieche, ob auch „der Erste“ den Landeshauptmann stellen solle, sagte er: „Der Erste hat das Recht durch die Landesverfasssung, zu Gesprächen einzuladen. Wir Freiheitlichen wollen Verantwortung in diesem Land übernehmen, ich freue mich in Hinblick auf die Zukunft des Landes Kärnten darauf.“

Landtagswahl Kärnten 2018 Spitzenkandidaten

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Darmann: Kaiser hat Karten zuerst in der Hand

Darmann: „Als Demokrat sage ich, Peter Kaiser und die SPÖ hat zuerst die Karten in der Hand, um dann auch eine Koalition zustande zu bringen. Was herauskommt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Ich glaube, dass hier Menschen auf einen Tisch sitzen werden, die Vernunft walten lassen.“

Auf die Frage, ob er nun seine Landeshauptmann-Pläne begraben werde, sagte Darmann, die FPÖ sei ein starker Partner, er freue sich auf Verhandlungen auf Augenhöhe. Auf Wahlsieger Kaiser angesprochen sagte Darmann, sein gutes zwischenmenschliches Miteinander mit Kaiser sei „kein Geheimnis“.

Wahlkampfleiter Erwin Angerer sagte auf die Frage, warum der Abstand zur SPÖ „so groß“ sei: „Selbstverständlich hätte man gerne mehr dazugewonnen. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel aushalten müssen, man hat die Kärntner Freiheitlichen für alles verantwortlich gemacht.“ Man gehe „demütig“ mit dem Ergebnis um, er sei aber dafür, mitzuregieren und nicht in Opposition zu gehen. Jetzt sei „Peter Kaiser am Zug“.

Landtagswahl Kärnten  2018 ÖVP

ORF

ÖVP sieht Wahlziel als erreicht an

Bei der ÖVP war Ministerin Elisabeth Köstinger zugegen. Auch hier war die Spannung groß. Das Wahlziel - deutlich dazuzugewinnen - hat die ÖVP nicht erreicht. Christian Benger zeigte sich dennoch zufrieden: „Unser Ziel war es, mehr Stimmen und mehr Mandate zu bekommen.“ Es sei deshalb „ein freudiger Tag für die Volkspartei“.

Reaktion von ÖVP-Spitzenkandidat Benger

Die ÖVP hat ihr Wahlziel, mehr Stimmen und mehr Mandate zu bekommen, klar erreicht, bestätigt Spitzenkandidat Christian Benger.

Auch Landesrat Benger gratulierte Kaiser. Dieser habe die Gunst der Stunde genutzt, und zwar „den Niedergang der Grünen“. Benger zufolge sei es „ein schöner Tag für die Kärntner Volkspartei“. Die Koalitionsvariante „Rot-Schwarz“ sei vorstellbar, neben mehreren anderen. Benger: „Wir stehen für dieses Land, für Erneuerung und werden konstruktiv mitarbeiten“. Laut Benger ist aber „nicht das Farbenspiel, sondern der Inhalt“ wesentlich. „Jetzt gilt es, sich das Endergebnis anzuschauen und sich dann den nächsten Schritt zu überlegen.“

Landtagswahl Kärnten  2018 ÖVP

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Der „absolute Wahlgewinner“ sei am Zug

ÖVP-Landesgeschäftsführer Josef Anichhofer sagte: „Wir haben ein klares Wahlziel ausgegeben, mehr Stimmen und mehr Mandate - Ziel erreicht.“ Jetzt sei der Landeshauptmann am Zug, Kaiser sei „der absolute Wahlgewinner“.

Schock und Trauer bei den Grünen

Bei den Grünen war es um den Wiedereinzug in den Landtag gegangen, Umfragen sagten der Partei ein Wahlergebnis von nur zwei bis drei Prozent voraus. Sie schafften den Einzug schließlich genauso wenig wie NEOS. Schock und Trauer herrschten vor - nach 14 Jahren müssen die Grünen aus dem Landtag.

Landtagswahl 2018 Kärnten Grüne Holub neu

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Rolf Holub war in seiner ersten Reaktion die Bitterkeit anzuhören: „Ich kann sie kaum hören vor lauter Begeisterung. Die Grünen sind rausgeflogen, damit bin ich auch nicht mehr in der Regierung. Der Bundestrend hat sich fortgesetzt.“ Außerdem verwies Holub auf Eva Glawischnig, die mit ihrem Gang zu Novomatic für Bestürzung und Empörung zwei Tage vor der Wahl gesorgt hatte.

Reaktion von Grünen-Spitzenkandidat Holub

Die Grünen haben ihr Wahlziel nicht erreicht und werden nicht mehr im Landtag vertreten sein. Spitzenkandidat Holub wird sein Amt verlieren.

Er nehme aber „alles auf seine Kappe“, so Holub, er werde ehrenamtlich für die Grünen tätig sein. Ob er weiter den Landessprecher machen werde, sei nicht klar. Es würden einige Jüngere nachfolgen, die „vielleicht besser sind als ich“, so Holub.

Auch Christoph Gräfling von den Grünen verwies auf eine Reihe von Ereignissen, „die nicht hilfreich gewesen seien“. Nun würden interne Beratungen folgen.

Team Kärnten mit drei Mandaten zufrieden

In der Zentrale von Team Kärnten herrschte großer Jubel - der Einzug in den Landtag scheint sicher. Tausende Wählerstimmen sind jedoch verloren gegangen. Gerhard Klocker zeigte sich dennoch zufrieden und hoffte zuerst noch, dass die Partei drei Mandate werde erreichen können. Es dürften schlußendlich zwei werden. Man will, so das Team Kärnten, „Zünglein an der Waage“ sein, auch dass das Team Kärnten „Königsmacher“ für Peter Kaiser sein könnte, sei vorstellbar. Man wolle aber nicht „Beiwagerl“ sein, sondern die eigenen Vorstellungen umsetzen, wurde betont.

Diskussion der Spitzenkandidaten

Peter Kaiser (SPÖ), Gernot Darmann (FPÖ), Christian Benger (ÖVP), Rolf Holub (Grüne), Gerhard Köfer (Team Kärnten) und Markus Unterdorfer-Morgenstern (NEOS) kommentieren den Wahlausgang.

Köfer sieht SPÖ-Erfolg als „Meilenstein“

Gerhard Köfer dankte seinem Team und den Wählern, und „dass sich Menschen in den Dienst der Sache stellen, ein herzliches Dankeschön“. Es sei ein großartiger Erfolg, alle Hürden und Steine seien „übersprungen“ worden. Es sei „kein Achtungserfolg für Kaiser, sondern ein Meilenstein in der Geschichte Kärntens“. Um Rolf Holub tue es ihm persönlich leid. Eine Koalition sei in beide Richtungen möglich, er habe keine Präferenzen in Richtung links oder rechts.

Landtagswahl Kärnten 2018 Darmann Köfer Morgenstern

ORF

Schockstarre bei NEOS

Bei NEOS herrschte Schockstarre: Gabriel Hribar von NEOS/Mein Südkärnten sagte in einer ersten Reaktion in der Parteizentrale, der Wahlkampf sei „aussichtslos“ gewesen, dass man mit NEOS gemeinsam angetreten sei, habe sich aber bewährt. Es gebe viele Gemeinsamkeiten.

„Bin persönlich sehr enttäuscht“

Spitzenkandidat Markus Unterdorfer-Morgenstern sagte schließlich im Interview: „Ich bin persönlich sehr enttäuscht, der Sieg hat viele Väter, die Niederlage einen.“ 2,2 Prozent seien zu wenig, um sich zurückzulehnen. „Es ist meine Verantwortung, schade, denn die Stimmung war sehr gut.“ Man werde trotzdem versuchen, sich inhaltlich noch einzubringen.

Kleinparteien wollen weiterarbeiten

„War es das jetzt mit der Liste Fair?“ lautete die Frage von ORF Kärnten Chefredakteur Bernhard Bieche. Die Antwort von Spitzenkandidatin Marion Mitsche lautete: „Nein“. Die Plattform „Fair“ werde „selbstverständlich weiterbestehen“, man rüste sich für das Jahr 2021 und die Gemeinderatswahlen. Sie sei Obfrau der Plattform und werde es weiterhin bleiben.

Reaktionen der Kleinparteien auf Wahlausgang

Bettina Pirker (KPÖ), Marion Mitsche (FAIR), Gerald Dobernig (Verantwortung Erde) und Helmut Nikel (BZÖ) kommentieren die Ergebnisse ihrer Fraktionen.

Verantwortung Erde: Nicht schuld an Grün-Debakel

Etwa 1,9 Prozent der Wählerstimmen gingen an die „Verantwortung Erde“ - was ein relativ großer Prozentsatz für eine der kleinen Parteien ist, die zudem noch nicht sehr lange existiert. Trotzdem hat es auch hier für einen Einzug in den Landtag nicht gereicht. Auf die Frage von CR Bernhard Bieche, ob es nicht besser gewesen wäre, die Kräfte aller „Kleinparteien“ zu bündeln und gemeinsam anzutreten, sagte Gerald Dobernig, man habe nicht gegen die Grünen gekämpft, sondern für einen Perspektivenwechsel. Außerdem sei es gelungen, viele Nichtwähler zu mobilisieren. Eine Kooperation sei mit allen vorstellbar, so habe ja auch der Landeshauptmann betont, mit allen Kräften – unabhängig vom Einzug in den Landtag - sprechen zu wollen.

BZÖ sei „noch nicht gestorben“

Auch das BZÖ ist am Wiedereinzug in den Landtag gescheitert, will sich davon aber nicht beirren lassen. Helmut Nickel bedankte sich bei den Wählern, „dass sie uns gewählt haben“. Man habe in den letzten Monaten versucht, die Partei neu aufzustellen und sei trotz dieses Wahlergebnisses „noch nicht gestorben“. Deshalb werde man als BZÖ für die Bürger weiterarbeiten und wolle das nächste Mal erneut antreten.

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