Lob und Kritik für Zwölf-Stunden-Tage

Zu den Plänen von ÖVP und FPÖ, die tägliche Arbeitszeit auf maximal zwölf Stunden anzuheben und damit flexibler zu gestalten, stößt auf Zustimmung und Kritik. Die Wirtschaft begrüßt das Modell, die Arbeiterkammer nennt es „Lohnraubprogramm“.

ÖVP und FPÖ auf Bundesebene gaben bekannt, was sie unter der angekündigten Flexibilisierung der Arbeitszeit verstehen. Sie wollen die tägliche Maximalarbeitszeit fallweise auf zwölf Stunden und die Wochenarbeitszeit auf maximal 60 Stunden anheben. Dies, ohne die Sozialpartner einzubeziehen. Es sei erfreulich, dass sich die Regierungsverhandler dringend notwendige und echte Modernisierungsschritte zum Ziel setzen, heißt es von der Industriellenvereinigung.

Industrie will Fachkräftemangel kompensieren

Der Plan von ÖVP und FPÖ sei ein fairer und positiver Schritt zu mehr Freiheit sowohl für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auf für Arbeitgeber. Es gehe ja nicht darum die Arbeitszeit ausufern zu lassen, viel mehr gehe es darum, dem einzelnen Arbeitnehmer mehr Flexibilität zu ermöglichen, sagt Gilbert Waldner, der Sprecher der Industriellenvereinigung Kärnten. Damit könne der Fachkräftemangel zumindest zum Teil kompensiert werden, vor allem in der IT-Branche.

Debatte: Wie flexibel muss die Arbeitswelt sein?

Aber auch Montagebauunternehmen würden von der Flexibilisierung profitieren. Denn derzeit könnten etwa Mitarbeiter von weiter entfernten Baustellen am Wochenende oft nicht nach Hause fahren, weil sie durch die lange Fahrzeit die Arbeitszeiten überschreiten würden, so das Argument der Industrie.

ÖGB: Schon jetzt mit Vereinbarung möglich

Verärgert über die türkis-blauen Pläne ist der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB). Der Kärntner ÖGB-Chef Hermann Lipitsch sieht darin den Versuch, die Überstundenzuschläge abzuschaffen. Flexibilisierung dürfe keine Einbahnstraße sein, sagt er. Je mehr Flexibilität den Mitarbeitern abverlangt werde, desto höher müssten die Zuschläge sein. Außerdem sei ein Zwölf-Stunden-Tag bzw. eine 60-Stunden-Woche auch schon jetzt mittels Vereinbarung möglich. Allerdings mit Überstunden und Überstundenzuschlägen.

Arbeiterkammer-Präsident Günther Goach hält von der Arbeitszeitflexibilisierung nichts, für ihn ist das, was Sebastian Kurz und Heinz Christian Strache vereinbarten, ein „Lohnraubprogramm“, bei dem die Mitarbeiter verraten würden. Wie ein zwölfstündiger Arbeitstag mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zusammenpasse, müssten die künftigen Koalitionspartner den Betroffenen auch erklären, so der Goach.

FPÖ spricht von Panikmache

Die Kärntner FPÖ wies am Donnerstag Kritik von ÖGB und AK zurück. Es handle sich um parteipolitisch motivierte Panikmache, sagte Landesparteiobmann Gernot Darmann. Es gebe „ein klares Bekenntnis zur 38,5 bis 40 Stunden-Arbeitswoche“, sagte Darmann: „Niemand muss künftig länger arbeiten. Wer freiwillig mehr oder länger arbeitet, bekommt dafür je nach Vereinbarung mehr Geld oder Zeitausgleich.“

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