Wandern, wo sich Brahms Inspiration holte

Die Saisonverlängerung steht seit Jahren für Touristiker ganz oben. Sie hoffen, dass der frühe Schnee auf den Bergen nicht allzu viele Wandergäste abschreckt. Am Wörthersee erwarten sie „Inspirationswanderungen“ entlang des Brahms-Weges.

Mit Wanderangeboten in den Bergen kann die Region Wörthersee nicht mithalten, das weiß Tourismusmanager Roland Sint. Er setzt darauf, im Herst vorhandene Wanderwege - wie den Brahmsweg mit Blick auf den See - neu zu inszenieren, mit sogenannten Inspirationswanderungen, die gestresste Gäste wieder erden sollen.

Sint sagt, neue Themen würden immer gut ankommen: „Wenn man den See als Kulisse einbaut und neben dem Trend der Selbstoptimierung auch den der ‚mindfullness‘, der Rückbesinnung auf sich selbst und der Zeit für sich selbst, anbietet, hat man eine schöne Zielgruppe.“ Mit einem solchen Angebot würde es auch gelingen, sich von anderen alpinen Destinationen zu unterscheiden.

Herbstsaison Tourismus Wörthersee

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Der Brahmsweg am Wörthersee - ein beliebtes Ziel unter „Inspirationswanderern“

Entdeckungsreise im Einklang mit sich selbst

Das Inspirationswandern sei eine Einladung, mit sich selbst auf Entdeckungsreise zu gehen, sagt Initiator Harald Schellander: „Im Alltag haben wir oft nicht die Zeit, Inspiration und Ruhe zu finden, loszulassen. Das ist ein Kurzurlaub, wo man sich fallen lassen und anschauen kann, was dann mit einem selbst passiert.“

Harald Schellander ist Initiator dieses Erlebnisses. Er begleitet die Wanderer durch die Natur und zeigt, wie man außergewöhnliche Plätze anders wahrnehmen kann. Ein Bisschen wurde mit einer Inszenierung nachgeholfen, räumt Schellander ein: „Ich bin kein Wanderführer, ich bin Begleiter, um Menschen zur Inspiration zu bringen. Es gibt Impulse, wie zum Beispiel zu Beginn ein Reisetagebuch, das man ausgehändigt bekommt. Wenn man zwischendurch viel Zeit hat, kann man sich hinsetzen und schauen, was die Wanderung und der Impuls, den man gerade bekommen hat, mit einem macht. Wie bringe ich ihn in den Alltag?“

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Beim Inspirationswandern sollen die Teilnehmer bewusst den Blick schweifen und neue Eindrücke auf sich wirken lassen.

Inspirierender Aussichtspunkt: Hohe Gloriette

Anfangs sei oft etwas Skepsis dabei. Diese verschwinde aber nach wenigen Schritten und die Teilnehmer lassen sich auf das Abenteuer ein, sagt Schellander. Am Ende einer Inspirationswanderung wird man an einem außergewöhnlichen Platz mit einer Aussicht über den Wörthersee belohnt.

Seit jeher ist dieser Ort eine Inspirationsquelle - auch Künstler wie Gustav Mahler, Alban Berg und Johannes Brahms. Letzterer sagte zum Beispiel, dass am Wörthersee die Melodien nur so herumfliegen würden, man müsse sich diese nur greifen. So schrieb er auf der Hohen Gloriette über Pörtschach in den 1880er Jahren eines seiner vielen Werke. Auch Schellander will den Teilnehmern bei seinen Wanderungen zum Verweilen und Genießen einladen: „Wir setzen uns auf die Hohe Gloriette und hören über Lautsprecher die Symphonien, die Johannes Brahms geschrieben hat. Man genießt den wunderbaren Blick und man braucht nichts mehr.“ Weitere Termine gibt es noch im Oktober und im Jänner.

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Blick von der Hohen Gloriette auf den Wörthersee

Touristiker: „Gemeinsam Saison verlängern“

In diesem Herbst füllen vor allem Busreisende und Großveranstaltungen die Betten der größeren Hotels am Wörthersee. Roland Sint sagt, die Buchungslage sei gut: „Abgesehen von dem kurzen Schlechtwettereinbruch sind wir sehr zuversichtlich. Wir haben noch einige größere Geschichten am See.“

Kärntenweit brachte der Herbst im Vorjahr ein Nächtigungsplus um zehn Prozent im September und Oktober. Christian Kresse, Chef der Kärnten Werbung, sagt, die Einstellung würde sich ändern. Es gehe darum, wegen der verlängerten Öffnungszeiten auch die Mitarbeiter ganzjährig anzustellen.

Vor allem jene Betriebe, die viel in Wellness-Angebote investiert haben, wie das Hotel Koller in Seeboden, erfreuen sich über eine steigende Nachfrage. Es müssten aber auch Infrastrukturen und Ausflugsziele ihre Bereitschaft bekunden, die Saison gemeinsam zu verlängern, sagt Kresse: „Wenn nur einer öffnet und alle anderen schließen ist das sicher nicht das Erfolgskonzept von morgen.“

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Millstätter See

Jetzt hoffen die Touristiker, dass der frühe Schnee auf den Bergen noch einmal schmilzt und sich doch noch ein goldener Hebst einstellt, denn die Gäste buchen in dieser Jahreszeit noch kurzfristiger als sonst.

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