Chronologie: Zehn Jahre Wörthersee-Stadion

Seit seiner Eröffnung am 7. September 2007 wurde schon eine Vielzahl an Schlagzeilen rund um das Klagenfurter „Ufo“ geschrieben. Doch diese hatten nicht immer nur sportliche Hintergründe. Die Chronologische Entwicklung des viel diskutierten Stadions.

Am Freitag, dem 7. September 2007, um 20.25 Uhr lief das österreichische Fußball-Nationalteam erstmals in die damalige „Hypo Group Arena“ ein und eröffnete somit ein neues Kapitel in der Kärntner Sportgeschichte. Vor 32.000 Sportbegeisterten auf den ausverkauften Rängen reichte es für die Nationalmannschaft zwar nur für ein unspektakuläres 0:0 gegen Japan, die Ereignisse rund um das neue Klagenfurter Stadion sollten in Zukunft aber noch für viele Schlagzeilen sorgen.

Bisher flossen rund 96 Millionen Euro ins Wörthersee Stadion, es bleibt auch weiterhin bleibt die Arena eine Sparkasse. Die jährlichen Erhaltungskosten betragen rund zwei Milllionen Euro, wobei eine Hälfte vom Bund, die andere von der Stadt Klagenfurt beigesteuert wird.

Stadion Sitzreihen

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Trotz der Versprechung an die Anrainer, wurde das Stadion nicht verkleinert

Versprochener Rückbau blieb aus

Anlass für den Bau des Stadions war die Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich. Kärnten bot somit die modernste Spielstätte in diesem internationalen Bewerb, während dessen Ausführung drei Spiele im ausverkauften Stadion ausgetragen wurden.

Zwei Jahre später sorge ein Freiluft Eishockey-Derby zwischen dem KAC und dem VSV für große Freude bei Kärntens Sportfans. Weniger Freunde hatten die Anrainer rund um die mittlerweile wieder in „Wörthersee Stadion“ umbenannte Arena dann im Jahr 2012. Der Bund hätte die benötigten Finanzmittel im Ausmaß von 10 Millionen Euro für den versprochenen Rückbau von 32.000 auf 12.000 Plätze nicht beigesteuert, unterstützte die 20 Millionen Euro teure Fixierung der Europameisterschaftsgröße aber mit rund 15,5 Millionen Euro.

Anrainer reichten Beschwerden ein

Nach den 16-monatigen Stabilisierungsarbeiten der Maximalgröße des Stadions nahm ein langer Verhandlungsmarathon seinen Lauf. Eine Beschwerde der Anrainer, das Stadion sein ohne Umweltverträglichkeitsprüfung gebaut worden, leitete einen lange andauernden Rechtsstreit ein. Dieser konnte erst im Jänner 2016 durch eine Einigung der beiden Parteien beendet werden.

Nachdem das Stadion im Jahr 2015 durch einige Veranstaltungen gut gefüllt wurde, folgte im Dezember desselben Jahres das Verbot, die Oberränge der Arena zu nutzen. Dieses wurde mit der Beendigung des Rechtsstreits im Jänner 2016 aufgehoben. Sechs Fußballspiele (drei bei der Europameisterschaft, zwei Testspiele des WAC gegen Chelsea und Borussia Dortmund, wie ein österreichisches Cup-Finale), die beiden Freiluft Eishockey-Derbys, die „Masters of Dirt“ Motocross-Show und das diesjährige Robbie Williams-Konzert waren die einzigen zehn Veranstaltungen, die das Stadion seit seiner Eröffnung zur Gänze füllen konnten.

Robbie Williams Stadion Parken Sicherheit

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Unter anderem Robbie Williams konnte das Stadion füllen

Chronologie des Stadions:

Jänner 2006: Der Spatenstich erfolgt am 11. Jänner 2006 durch den damaligen Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ) und den damaligen Klagenfurter Bürgermeister Harald Scheucher (ÖVP).

September 2007: Als erstes Spiel zur Neueröffnung der „Hypo Group-Arena“ am 7. September findet ein torloses Freundschaftsspiel zwischen Österreich und Japan statt.

Juni 2008: Im Zuge der Fußball-Europameisterschaft ist das Stadion bei allen drei dort ausgetragenen Spielen der Mannschaften aus Kroatien, Deutschland und Polen ausverkauft.

Jänner 2010: Erstmals findet ein Eishockey-Freiluftderby zwischen dem KAC und dem VSV vor ausverkauften Rängen statt.

Sommer 2010: Das Stadion wird wieder in „Wörthersee Stadion“ umbenannt.

Juni 2012: Nachdem der Rückbau vom Tisch war, erfolgt eine Stabilisierung der bestehenden Größe. Die Lärmschutzmaßnahmen sollten den Weg zu Musik-Großveranstaltungen frei machen. Bauzeit für die Stabilisierungsarbeiten: 14 Monate. Für den Rückbau, der den Anrainern nach der WM versprochen wurde und knapp zehn Mio. Euro gekostet hätte, gibt es vom Bund kein Geld. Der Bund war es jedoch, der 15,5 Mio. Euro für die Stabilisierung der Europameisterschaftsgröße beisteuerte.

Mai 2013: Es wird überlegt, eine permanente Eislauffläche für den Publikumseislauf im Wörthersee-Stadion zu installieren.

November 2013: Kurz vor der Fertigstellung: Schon jetzt ist klar, dass das Stadion nicht kostendeckend finanziert werden kann. Der Umbau kostete rund 20 Mio. Euro, wobei 15,5 Mio. vom Bund überwiesen werden.

Dezember 2012: Mit der Ankündigung, dass im Jahr 2013 mehrere Sportveranstaltungen stattfinden werden, blickt man auf ein sportliches Jahr voraus. Auf der Seite der Veranstaltungen gibt es allerdings einen Rückschlag. Die Wiener Agentur, die Konzerte nach Klagenfurt bringen wollte, meldet Mitte Dezember 2012 Insolvenz an. Auch dem Heimverein „Austria Klagenfurt“ droht damals die Pleite.

Jänner 2014: Nachdem sich die Fertigstellung schon seit Anfang Dezember mehrmals verschob, steht diese Ende Jänner endgültig bevor. Nachdem das Stadion ohne Umwelt-Verträglichkeitsprüfung gebaut wurde, bringen die Anrainer eine Beschwerde beim obersten Gerichtshof ein.

März 2014: Eine Anrainerbeschwerde gegen das Stadion Klagenfurt wird vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) aus formalen Gründen abgewiesen. Nun muss sich der Verwaltungsgerichtshof damit befassen.

August 2014: Ein Testspiel des Englischen Erstligisten FC Chelsea gegen den WAC lockt 28.000 Zuseher ins Station.

September 2014: Nachdem Conchita Wurst den Songcontest gewinnen konnte, will fast ganz Österreich Austragungsort für den Songcontest 2015 sein. Der damalige Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider würde den Bewerb gerne im Wörthersee-Stadion sehen. Es hagelt jedoch Kritik an den Plänen.

Jänner 2015: Zum zweiten Mal nach 2010 ist das Stadion bei einem Eishockey-Freiluftderby zwischen dem KAC und dem VSV ausverkauft.

Sommer 2015: Die Auslastung wird besser. Von Mai bis Juli 2015 stehen einige Veranstaltungen an: Internationales U16-Fußballturnier, ÖFB-Fußball-Cupfinale, Masters of Dirt, Austrian-Bowl-Football-Finale.

November 2015: „Nationales Recht und EU-Recht wiedersprechen sich hier. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Der Gesetzgeber in Österreich hinkt nach“, so kommentiert der Landesjurist Albert Kreiner einen EU-Gerichtsentscheid zu Umweltverträglichkeitsprüfungen, wodurch drei Projekte in Kärnten, unter anderem das Stadion, kippen.

Dezember 2015: Der unabhängige Richter des Landesverwaltungsgerichts muss entscheiden, in welcher Form das Stadion künftig betrieben werden kann und ob tatsächlich keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig gewesen wäre. Nach Anrainereinsprüchen wird die Bewilligung für den Oberrang aufgehoben, nun darf das Stadion nur eingeschränkt genutzt werden.

Jänner 2016: Die Beschwerden einiger Anrainer des Klagenfurter Stadions werden vom Landesverwaltungsgericht abgelehnt. Damit darf Fußball vor vollen Rängen gespielt werden. Verbesserungen gibt es bei Verkehrskonzept und Lärmschutz.

Februar 2016: Nach der Zusage der Stadt Klagenfurt, einen Teil der Anwaltskosten der klagenden Anrainer zu bezahlen, verzichten diese auf weitere Rechtsmittel. Damit dürfte der Stadionstreit endgültig beendet sein.

August 2016: Das Supercup-Finale der französischen Fußball-Liga findet im Stadion statt.

November 2016: Rechnungshof kritisiert Stadionbau: Das Klagenfurter Fußballstadion hat rund 29 Mio. Euro mehr gekostet als geplant. Die Baukosten sollen um 43% überzogen worden sein.

März 2017: Der Schweizer Künstler Klaus Littmann will einen Wald auf dem Fußballfeld des Klagenfurter EM-Stadions wachsen lassen. Das Projekt soll im Herbst 2019 realisiert werden, 1,5 Mio. Euro soll es kosten.

Sommer 2017: Elton John und Robbie Williams füllen das Stadion. Weitere Großveranstaltungen sind derzeit nicht geplant, man will das Stadion für Vereinssport nutzen.