Baustopp: Velden will keine „Klötze“ mehr
Protzige Villen, Hotels mit angeschlossenen Appartements oder große Wohnanlagen mit Bademöglichkeit - wer rund um den Wörthersee unterwegs ist, findet nicht nur kaum einen freien Seezugang mehr, sondern wundert sich wohl auch darüber, was architektonisch in den letzten Jahren alles möglich war. Die einst stilvolle Wörtherseearchitektur besteht heutzutage aus riesigen Wohn- und Appartementanlagen, die direkt an den See oder zumindest in der zweiten Reihe gebaut wurden. Abwechslung sieht anders aus. Zweckbauten dominieren sowohl das Süd- als auch das Nordufer.
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Velden will Freiräume für Bevölkerung und Touristen
In Velden will man dem ungezügelten Bauen einen Riegel vorschieben. Mit Blick auf die Bucht wurde vom Gemeinderat einstimmig ein zweijähriger Baustopp für den erweiterten Uferbereich beschlossen. Das Ziel: die Erhaltung der Ortsbildqualität und des Landschaftsbildes, ein Ende massiver Verbauung durch Wohn- und Appartementanlagen im erweiterten Uferbereich des Wörthersees und mehr Grün- und Freiraumzonen.
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Dazu Bürgermeister Ferdinand Vouk von der SPÖ: „Wir erarbeiten komplett neue Richtlinien und werden mit den Baulinien vom See wegrücken. Wir werden gewisse Freiräume bekommen - das ist entscheidend für die Bevölkerung und die Touristen. Wir wollen vor allem diese großvolumigen Klötze nicht mehr haben, die letztendlich das Orts– und Landschaftsbild zerstören.“
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Einheitsarchitektur soll Einhalt geboten werden
Bis November 2018 soll mit Unterstützung von externen Experten ein Bebauungsplan vorliegen, der Bausünden wie in der Vergangenheit verhindern soll. Andere Wörtherseegemeinden könnten dem Beispiel von Velden folgen, hofft Bürgermeister Vouk.
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Baustopp in Maria Wörth? Kein Bedarf
Zumindest in Maria Wörth sieht ÖVP-Bürgermeister Markus Perdacher keine Notwendigkeit, einen Baustopp wie in Velden zu verordnen. „Man hat den Riegel vor sechs Jahren vorgeschoben und das örtliche Entwicklungskonzept geändert. Auch bei Widmungen wird Bedacht darauf genommen, dass so etwas nicht mehr passiert. Im Uferbereich ist das sowieso nicht möglich, weil es dort vorwiegend Grünland gibt und Punktwidmungen bestehen, die keine Erweiterungsmöglichkeit haben.“
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Bausünden trotz Ortsbildkommission
Weitere Appartementanlagen werde es in Maria Wörth und Reifnitz nicht geben, verspricht Perdacher - schon jetzt gebe es in seiner Gemeinde 600 Zweitwohnsitze. Er verweist auf die Möglichkeit, als Bürgermeister die Ortsbildkommission einzubinden. „Wenn man das tut, hat man die Möglichkeit, die Bauten so zu gestalten, wie sie ins Ortsbild passen.“ Auf die Frage, warum es dann in der Vergangenheit trotzdem zu solchen Bausünden gekommen sei, heißt es vom Bürgermeister: „Es tut mit leid, ich bin zwei Jahre Bürgermeister, das kann ich ihnen nicht beantworten.“
„Klötze“ vor allem am Südufer
„Klötze“ wie in Velden gibt es rund um den See - besonders am Südufer. Gegen die Verbauung der letzten freien Flächen und die Einheitsarchitektur wächst allerorts der Widerstand. In Schiefling sorgt derzeit ein Hotelprojekt für heftige Diskussionen. Auf einem Grundstück oberhalb des Strandbades hätte das Hotel entstehen sollen. Derzeit sei dafür keine Widmung möglich, heißt es seitens der Gemeinde.
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Bürgerinitiative will Umdenken
Ein Erfolg für die Bürgerinitiative, die jetzt rund um den ganzen Wörthersee ein Umdenken in Gang setzen will. Stefan Burowsky von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Schiefling“: „Wir sind gerade dabei, uns mit anderen Gemeinden und den Initiativen von Krumpendorf, Pörtschach und Maria Wörth zu vernetzen. Hier wird es nächste Woche eine Sitzung geben, um eine Plattform rund um den Wörthersee zu schaffen und ein Mitspracherecht zu erwirken, um solche Projekte zu verhindern.“
Keine Angst vor Klagen? „Fürchten uns nicht“
„Kalte Betten“ - also Wohnungen und Appartements, die fast das ganze Jahr über leer stehen - finden sich schon zur Genüge, darüber sind sich Anrainer und Politiker einig. In Velden rechnet man durchaus mit dem Widerstand von Grundstücksbesitzern. Aber: „Wir können keine Bauten wie vor 20 Jahren mehr zulassen, es gibt zu wenig Ressourcen und andere Zugänge. Wir müssen uns weiterentwickeln, auch die Politik.“
Gegen etwaige Klagen sichere man sich fachlich bestmöglich ab. „Es war zuletzt immer wieder der Fall, dass wir als Gemeinde vor das Höchstgericht gegangen sind, wenn wir gewisse Dinge umsetzen wollten. Davor fürchten wir uns nicht.“
Links:
- Hotel Wörthersee: Umbau rückt näher (kaernten.ORF.at; 14.2.2017)
- Koralm: ÖBB soll Lärmschutzmaßnahmen planen (kaernten.ORF.at; 14.3.2017)
- Neue Idee: Tunnel unter dem Wörthersee (kaernten.ORF.at; 20.2.2017)