Hohe Glyphosatwerte in Waldfrüchten

Laut Greenpeace sind vor allem Himbeeren in einem Wald in Linsenberg stark mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat belastet. Ein kleines Kind würde mit fünf Beeren die Tagesdosis erreichen. Die Verwendung im Wald ist erlaubt, das Land fordert ein Verbot.

Im Oktober wurden von der Umweltorganisation Greenpeace sechs Proben in einem frei zugänglichen Waldstück in Linsenberg (Gemeinde Poggersdorf) genommen, in dem Spritzmittel eingesetzt wurden. Der Einsatz von Glyphosat zur Beseitigung von Vegetation im Wald wie etwa von Brombeerbüschen ist laut Greenpeace in Österreich erlaubt. Der Tipp für die Umweltschützer kam von der lokalen Bevölkerung.

Tagesdosis 0,5 Milligramm/Kilo Körpergewicht

Himbeeren, Pilze, Blätter und Erde wurden daraufhin auf Glyphosat und dessen Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure (AMPA) untersucht. Beide wurden in allen Proben gefunden. Besonders die Glyphosatkonzentrationen waren teils sehr hoch und reichten von 16 mg/kg in einer der Bodenproben zu 1.650 mg/kg in Blättern.

In den Himbeeren wurden 290 mg Glyphosat pro Kilogramm Himbeeren gemessen, damit erreicht ein Kind bei 15 Gramm Beeren (rund fünf Stück) die erlaubte Tagesdosis von 0,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Ein Erwachsener würde diese Dosis mit dem Verzehr einer halben Beerentasse erreichen (ca. 62 Gramm).

Glyphosat Beeren Greenpeace

Greenpeace

Der maximale gesetzliche Grenzwert ist der zutreffende Pestizidgrenzwert für Lebensmittel. Er wird auch Rückstandshöchstwert genannt und unterscheidet sich von Lebensmittel zu Lebensmittel. Der Rückstandshöchstwert für Glyphosat liegt für Trauben bei 0,5 mg/kg, für andere Beeren mit 0,1 mg/kg bei der Nachweisgrenze (der niedrigsten Konzentration, bei der ein Stoff bei Untersuchungen gefunden werden kann).

Grenzwert um 500-Faches überschritten

Die in der Waldprobe gefundene Konzentration liegt damit über 500-mal höher als der gesetzliche Grenzwert, selbst wenn man den höheren Wert für Trauben heranzieht. Die erlaubte Tagesdosis ist die Menge eines Stoffes, die man täglich bedenkenlos zu sich nehmen kann.

Ergebnisse Glyphosat und AMPA

  • Himbeeren: 290 mg/kg (Glyphosat) - 3,2 mg/Kg (AMPA)
  • Pilze: 32 mg/kg bzw. 2,4 mg/kg
  • Blätter: 1.650 mg/kg bzw. 3,3, mg/kg
  • Gras: 16 mg/kg bzw. 0,79 mg/kg
  • Erdprobe 1: 210 mg/kg bzw. 10,1 mg/kg
  • Erdprobe 2: 15,6 mg/kg bzw. 0,130 mg/kg

Für Glyphosat liegt sie bei 0,5 mg pro kg Körpergewicht: Für einen Erwachsenen mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm also bei 18 mg/Tag, für ein Kind mit 13,5 Kilogramm dagegen bei nur 4 mg/Tag. Bei 290 mg Glyphosat pro Kilogramm Himbeeren reichen damit 15 Gramm Himbeeren – also etwa fünf Stück –, damit ein Kind die erlaubte Tagesdosis erreicht. Für einen Erwachsenen wären es 62 Gramm – das entspricht mengenmäßig einer halben handelsüblichen Beerentasse.

Auch Pilze belastet

In der Pilzprobe wurden 32 mg/kg Glyphosat gefunden. Das sind 64 Prozent des Rückstandshöchstwerts für wilde Pilze. Dieser ist mit 50 mg/kg der höchste aller Nahrungsmittel. Die erlaubte Tagesdosis würde ein Erwachsener mit 60 Kilogramm erreichen, wenn er etwa 0,6 Kilogramm dieser Pilze isst. Für ein 13,5 Kilogramm schweres Kind reichen 125 Gramm. Die erlaubte Tagesdosis kann damit in Einzelfällen überschritten werden.

Gemeinde fordert weitere Tests

In einer Aussendung meldete sich der Bürgermeister der Gemeinde Poggersdorf, Arnold Marbek, und sagte, man sei verwundert über die „schleppende Arbeit der Landesdienststellen“. Ende September habe er erfahren, dass sich Bürger über die Verwendung des Mittels im Wald beschwert hätten. Er habe die zuständigen Stellen informiert, aber nichts mehr von Land oder Bund gehört.

Er fordert das Land in Sachen Glyphosatwerte in Linsenberg zu rascher Aufklärung und Informationsweitergabe auf. Außerdem sollen die Werte nochmals überprüft und auch das Trinkwasser beobachtet werden. Es sei erfreulich, dass Greenpeace hier schneller sei und sich mit mehr Nachdruck der Sache annehme. Auch Marbek fordert die Bundespolitik auf, ein Verbot in die Wege zu leiten.

Landesrat: Glyphosat auch im Wald verbieten

Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) sagte gegenüber dem ORF Kärnten, das Problem sei, dass der Gebrauch von Glyphosat in der Landwirtschaft eingeschränkt sei, in der Forstwirtschaft aber nicht. Es hänge vom einzelnen Grundstückseigentümer ab, da müsse es ein Bewusstsein geben. Holub sagte weiter, er sei für ein Verbot auch in Wäldern. In dieser Gegend habe man Brunnen und Grundwasser untersucht, da sei nichts auffällig gewesen, aber es dauere natürlich einige Zeit, bis das Mittel nachweisbar sei.

Europaweite Diskussion über Glyphosat

Glyphosat ist der in Europa am meisten eingesetzte Unkrautvernichter. Es wird im Forst, in der Landwirtschaft, im öffentlichen Raum wie etwa in Parkanlagen und in privaten Gärten verwendet. Aufgrund der weit verbreiteten Anwendung von Glyphosat ist es praktisch unvermeidbar, dass Menschen direkt oder über die Nahrungskette mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen. Wirkung: Glyphosat blockiert die Produktion bestimmter Aminosäuren in der Pflanze, die für das Wachstum von Pflanzen essenziell sind. Laut Weltgesundheitsorganisation ist es „wahrscheinlich“ krebserregend.

BZÖ fordert Stopp der Zulassung

BZÖ-Bundesobfrau Johanna Trodt-Limpl fordert von Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) sich für einen sofortigen Stopp der Zulassung des Herbizids Glyphosat einzusetzen. Außerdem appelliert sie an die Vernunft der Spritzmittelverwender. Im Sinne der Gesundheit solle man auf diesen Stoff verzichten.

Grüne: Ökologischer Waldbau besser

Während der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft eingeschränkt wurde, sei die Ausbringung von Glyphosat zur Bekämpfung von Unkraut, Farnen und Brombeeren im Wald weiterhin erlaubt, kritisiert der Grüne-Landtagsabgeordnete und Klubobfraustellvertreter Michael Johann. Nicht nur Unkraut, sondern auch wichtige Laubhölzer werden durch Glyphosat geschädigt. Durch naturnahe Waldbaumethoden sei die Verwendung unnötig, so Johann.

FPÖ: Landtags-Beschlüsse vielleicht „ignoriert“

Die FPÖ wies in einer Aussendung darauf hin, dass der Landtag den Landeshauptmann mittels einstimmigem Beschluss aufgefordert habe, von der Bundesregierung ein Verbot für den Einsatz von Glyphosat in Unkrautvernichtungsmitteln zu erwirken. „Inwiefern dieser tätig wurde ist leider nicht bekannt“, kritisierte FPÖ-Umweltsprecher Christoph Staudacher.

„Offensichtlich“ sei dieser Beschluss aber „einfach ignoriert“ worden, denn die SPÖ habe einen neuerlichen Antrag im Kärntner Landtag zur „Verstärkung“ angekündigt und nehme die Landtagsarbeit offenbar nicht ernst. Auch die Kärntner FPö fordert den Umweltminister nun auf, sich für ein Verbot einzusetzen.

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