Immer mehr Jugendliche attackieren Eltern

Die Gewalt von Jugendlichen gegenüber ihren Eltern hat in den vergangenen 15 Jahren stark zugenommen. Opferschutzorganisationen wie das Kärntner Gewaltschutzzentrum sagen, oft hätten die Täter selbst Gewalt erlebt.

In den vergangenen 15 Jahren stieg die Anzahl der dokumentierten Fälle, in denen Kinder gegenüber ihren Eltern handgreiflich wurden, rasant an. Damals verzeichnete das Gewaltschutzzentrum sieben solcher Vorfälle. Im vergangenen Jahr waren es schon 56.

Roswitha Bucher vom Gewaltschutzzentrum: „Wir stoßen zum Teil in der Beratung und im Umgang damit an unsere Grenzen. Wir merken, dass es für die Betroffenen und für die Eltern ganz schwierig ist, etwas gegen die Jugendlichen bzw. ihre Kinder zu unternehmen.“ Manchen Eltern bliebe als letzter Ausweg oft nur eine Wegweisung oder einstweilige Verfügung gegen das eigene Kind zu erwirken. Viele würden davor aber zurückscheuen.

Vielfältige Gründe für Gewaltausbrüche

Rasant nahmen Fälle jugendlicher Gewalt an Eltern vor allem in den Jahren 2005 bis 2010 zu. Damals stieg die jugendliche Gewalt binnen fünf Jahren von neun auf 44 Fälle an. Die Ursachen dafür seien vielfältig, so Bucher. Generell steige die Gefahr, selbst gewalttätig zu werden, wenn man selbst Gewalt erlebt habe oder miterleben musste, wie der Vater die eigene Mutter schlägt.

„Bei Jugendlichen kommen noch mehrere Komponenten dazu: Es ist die Suchtproblematik oder Themen wie psychische Erkrankungen, Finanzen, Arbeitslosigkeit. Sie fordern von ihren Eltern Geld in einem Ausmaß oder einer Art, die gewalttätig ist. Es ist auch, dass sie sich profilieren möchten, wenn sie mit Freunden nach Hause kommen und die Mutter irgendwohin schubsen oder sie bedrohen“, so Bucher.

Auch Jugendwohlfahrt auf Kooperation angewiesen

Meist sind Kinder gegenüber der Mutter gewalttätig, seltener dem Vater gegenüber. Den Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, sind durch die Obsorgepflichten Grenzen gesetzt. Weil eine Aufsichtspflicht besteht, kann das Kind nicht einfach vor die Tür gesetzt werden.

Wird die Obsorge abgegeben, ist die Jugendwohlfahrt am Zug. Dies sei aber nicht immer eine Lösung, unterstrich Bucher: „Die Jugendwohlfahrt wird die Möglichkeit haben, diesen Jugendlichen in ein betreutes Wohnen zu geben. Wenn er aber auch in der Wohngruppe gewalttätig ist, ist er dort nicht tragbar. Wenn er ausreißt, wird ihn niemand halten können. Man stößt dabei auf Grenzen der Möglichkeiten.“

Mittlerweile müssen von der Polizei auch gegen Jugendliche Betretungsverbote ausgesprochen werden. Solche Fälle hielten sich jedoch noch in Grenzen, heißt es von der Polizei. Oft seien auch Polizisten Zielscheibe der Attacken von Jugendlichen. Die Statistik zeige, dass die Gewaltbereitschaft in den vergangenen Jahren gestiegen sei - mehr dazu in Villach: Mehrere Randalierer festgenommen.

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