Görtschitztal: Vorsichtiger Optimismus

Ein halbes Jahr ist es mittlerweile her, dass der HCB-Skandal im Görtschitztal bekannt geworden ist. Der Umweltskandal hat den Ruf der ganzen Region auf Jahre hinaus zerstört. Doch mittlerweile gibt es auch wieder Lichtblicke und vorsichtigen Optimismus.

Die Molkerei Sonnenalm produziert wieder und auch die meisten Betriebe haben wieder geöffnet. 1,1 Millionen Liter Milch wurden bisher entsorgt. Leidtragend ist vor allem die Sonnenalm-Molkerei in Klein St. Paul. Sie produziert derzeit mit Milch aus der Steiermark.

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Die Molkerei Sonnenalm produziert wieder mit Milch aus der Steiermark.

„Für uns ist es wirtschaftlich weiter eine sehr, sehr schwierige Situation, weil ein Drittel des Umsatzes noch immer fehlt. Wir arbeiten hart daran, dass wir wieder alle unsere Kunden zurück bekommen“, so Hannes Zechner von der Sonnenalm Molkerei.

Tonnenweises verseuchtes Futter

6.800 Tonnen HCB-kontaminiertes Heu oder Silage lagern am Werksgelände der Wietersdorfer Zementwerke. Das Futter ist luftdicht verschweißt. Was mit dem unbrauchbaren Futtermittel weiter passiert ist noch völlig unklar.

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Berge von Futter: 6.800 Tonnen HCB-verseuchtes Heu lagern am Gelände der Wietersdorfer Zementwerke.

Indessen kam eine vorsichtige Entwarnung für das Görtschitztal aus der Landesregierung. Nach der Regierungssitzung am Dienstag sagte Landwirtschaftsrefent Christian Benger (ÖVP), dass die jüngsten Gras-Proben nahezu HCB-frei seien - mehr dazu in Regierungssitzung zu Verhandlungen mit Bund.

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Landwirtin Irmgard Obersteiner: HCB-Werte gestiegen, keiner weiß, warum.

Fünf Betriebe bleiben noch gesperrt

Auch die Kühe sind mit HCB belastet. Seit November wurden 150.000 Kilogramm Rindfleisch entsorgt. Die Bauern bekommen das Tier vom Viehhändler bezahlt. Ist das Fleisch belastet wird dem Händler der Betrag vom Land rückerstattet.

Die Kühe am Hof der Familie Obersteiner in Raffelsdorf bekommen jetzt Ersatzfutter, dennoch bleibt der Betrieb als einer von fünf im Tal weiter gesperrt. „Wir liefern noch immer keine Milch und die HCB-Werte sind wieder gestiegen. Es weiß aber keiner warum oder was daran schuld ist“, so die Landwirtin Irmgard Obersteiner.

Albert Kreiner, Krisenkoordinator des Landes: "Dabei geht es um die „gelben" Futtermitteln, das sind jene, die zwar HCB aufweisen, aber unter den Grenzwerten liegen. Hier konnten wir die Landwirte nicht zwingen, die Futtermittel auszutauschen. Hier hat der Entscheidungsprozess bei den Landwirten etwas länger gedauert und das schlägt sich auch in den Rohmilchuntersuchungen nieder.“

Zwei Millionen Euro von Wietersdorfer

Das Wietersdorfer Zementwerk, das als Verursacher des Umweltskandals gilt, hat bisher für Proben, Futtermittelaustausch und Entschädigungszahlungen zwei Millionen Euro in die Hand genommen. Berndt Schaflechner, Werksleiter bei Wietersdorfer: „Man kennt die wirtschaftliche Situation in Kärnten. Der Bau ist besonders betroffen. Dazu kommt noch die HCB-Thematik, die es um einiges schwieriger macht.“

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Albert Kreiner, Krisenkoordinator des Landes rät bei Kräutern und Kürbissen noch zu Vorsicht.

Greenpeace: Kein HCB in Kräuterproben

Trotz alledem dürfen die Bewohner des Görtschitztals auf eine positive Zukunft hoffen, sagte Herwig Schuster, Greenpeace Chemiker: „Wir haben an sieben Stellen im Tal Kräuterproben genommen, zum Glück war in keiner einzigen Probe HCB nachweisbar. Das ist sehr erfreulich, weil damit HCB in der heurigen Ernte voraussichtlich keine große Rolle mehr spielen wird.“

Krisenkoordinator Kreiner: „Es ist erfreulich, dass zur Frühjahrssaison im wesentlichen alle Gemüsesorten angebaut werden können. Trotz der Greenpeace-Untersuchung wird weiter empfohlen, bei Kräutern im Anbau vorsichtig zu sein. Das gilt auch für Kürbisgemüse, denn die haben ätherische Öle in sich.“ Bis Jahresende könnte das Görtschitztal wieder vollkommen HCB frei sein, so lauten vorsichtige Schätzungen von Experten.

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