Tests: Futter belastet, Milch HCB-frei

Nach Auswertung der neuesten Futtermittel-Proben im Görtschitztal werden Hexachlorbenzol-Belastungen in zumindest acht Fällen bestätigt. Die gesamten Futtervorräte der betroffenen Landwirte müssen vernichtet werden. In 16 Rohmilch-Proben war HCB vorerst nicht nachweisbar, weitere Tests folgen.

Acht Proben haben eine positive Belastung von Futtermittel mit Hexachlorbenzol ergeben. Laut der Abteilung 10 der Landesregierung gibt es hier leichte, in einigen Fällen aber auch schwere Belastungen. Die betroffenen Bauern werden aufgefordert das gesamte Futter zu vernichten, es wird abgeholt und anschließend verbrannt. „Das Futter wird ausgetauscht. Es wird abgeholt und einer ordnungsgemäßen Entsorgung zugeführt“, sagte Albert Kreiner, er koordiniert die Kommunikation des Landes in dem Umweltskandal. Das Viehfutter muss bei Temperaturen über 800 Grad verbrannt werden, damit das HCB nicht erneut über Emissionen in die Luft kommt. Weitere Proben werden noch untersucht.

Kein Hexachlorbenzol in 16 Rohmilch-Proben

Weiters wurden am Samstag vorläufige Ergebnisse von 16 Rohmilch-Einzelproben - sie stammen von den 35 Milchbauern in der betroffenen Region - vorgelegt. In den Proben war HCB nicht nachweisbar. Die Milchlieferungen dieser Bauern werden aber noch nicht freigegeben, sagte Kreiner. Die Unbedenklichkeit muss erst bei weiteren Test bestätigt werden. Insgesamt 35 Milchbauern und 260 Fleischbauern dürfen ihre Produkte damit vorerst nicht verkaufen. Das Ausmaß der Umweltbelastung durch HCB im Görtschitztal ist nach wie vor unklar, weil noch sehr viele Testergebnisse ausständig sind.

HCB-Belastung: Vorsicht bei Gemüse

Die Umweltmedizinerin des Landes, Barbara Kohlweg, empfiehlt den von Hexachlorbenzol-Emissionen (HCB) betroffenen Görtschitztalern, vorerst auf das Gemüse aus dem eigenen Garten zu verzichten, gezogene Proben seien noch nicht fertig ausgewertet. Auch in der Sandkiste zu spielen, sei für Kinder derzeit nicht anzuraten. Fest stehe bisher nur, dass es keine Belastung des Trinkwassers gebe, so Kohlweg. „Wir wissen momentan nur, dass das Trinkwasser frei von Belastung ist. Alle anderen Proben sind noch ausständig“, sagte Kohlweg am Freitagnachmittag. In ca. zwei Wochen sollen die Ergebnisse vorliegen. Die Risikoabschätzung sei daher derzeit noch schwierig. Schon am Donnerstag hatte Landessanitätsdirektorin Elisabeth Oberleitner zum ORF gesagt, eine akute Gefährdung bestehe nicht, sie mahnte aber zur Vorsicht bei Gemüse – mehr dazu in Umweltgift: Verunsicherung im Görtschitztal.

Info-Hotlines

Unter der Telefonnummer 050 536 15205 erhält man Informationen zu technischen Detailfragen. Fragen betreffend möglicher umweltmedizinischer Auswirkungen werden unter der Nummer 050 536 15121 beantwortet.

Dass keine akute Gefährdung besteht, bestätigte auch Umweltmedizinerin Barbara Kohlweg. Inwieweit eine chronische Belastung stattgefunden habe, lasse sich momentan nicht seriös sagen. Kohlweg rät den Betroffenen daher, Vorsicht walten zu lassen. „Wir wissen nicht, wie hoch die Belastung wirklich ist.“ Lebensmittel aus dem eigenen Garten würde sie den Görtschitztalern daher eher nicht empfehlen, vor allem nicht für Kleinkinder.

Auch in der Sandkiste zu spielen, sei derzeit, von den Temperaturen abgesehen, nicht anzuraten. HCB könne auch über die Haut aufgenommen werden, aber nur in geringer Menge. Gröbere gesundheitliche Schäden könne man deswegen in diesem Fall ausschließen.

Viele besorgte Anrainer

Sie bekomme auch viele Anfragen von Anrainern, sagte Kohlweg. Eine Frau wollte zum Beispiel wissen, ob sie ihre eingefrorenen Schwammerl essen könne. „Die Empfehlung ist, ein bis zwei Wochen abzuwarten, bis wir von der Behörde alle Befunde haben. Dann können wir Entwarnung geben oder die Empfehlung, die Lebensmittel nicht zu verzehren.“

Wie sich das HCB im menschlichen Körper auswirkt, ist dosisabhängig, erklärte Kohlweg: „Hauptsächlich ist die Leber betroffen. Wenn die Dosis steigt, kann sich das ausweiten.“ Das Gift sammle sich im Körper und führe erst mit der Zeit zu Schäden. Wenn der Grenzwert in der Nahrung eingehalten wird, sei aber sichergestellt, dass auch in 70 Jahren keine gesundheitlichen Probleme eintreten.

Halbwertszeit von mehreren Jahren

HCB bleibe sehr lange im menschlichen Körper: „Es wird relativ langsam ausgeschieden. Die Halbwertszeit sind mehrere Jahre.“ Das bedeutet, dass es mehrere Jahre braucht, bis die Hälfte des Gifts abgebaut ist. Sind wieder mehrere Jahre vergangen, halbiert sich die Menge des Restgifts in dieser Zeit erneut. Eine Belastung im menschlichen Organismus kann natürlich auch getestet werden. Derzeit seien aber keine Tests der betroffenen Menschen geplant, sagte Kohlweg. „Jetzt warten wir einmal die Ergebnisse aus der Umwelt ab, dann schauen wir weiter.“

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