Asbest: immer mehr „indirekte“ Opfer

Seit mehr als 20 Jahren ist Asbest in der gesamten EU verboten. Die Faser, die vor allem als Brandschutz im Hausbau verwendet wurde, gilt als extrem krebserregend. Jetzt melden sich immer mehr Erkrankte, die nur indirekt mit dem Stoff in Berührung gekommen sind.

In den 1960 und 1970er Jahren galt Asbest als wahre Wunderfaser. Vor allem im Hausbau wurde das hitze- und säurebeständige Material verwendet. Feiner Asbeststaub ist hochgiftig und verursacht den fast immer tödlich verlaufenden Rippenfellkrebs sowie chronische Entzündungen.

Fälle mit bösartigen Erkrankungen nehmen zu

Die heimtückische Krankheit bricht oft erst Jahrzehnte nach dem Kontakt mit Asbest aus und verläuft fast immer tödlich. Zehn bis 15 Menschen sind in Kärnten jedes Jahr davon betroffen. Sie alle waren irgendwann einer Asbest-Belastung ausgesetzt - direkt oder indirekt - sagt Primarius Christian Geltner, Vorstand der Lungenabteilung im Klinikum Klagenfurt. „Die bösartigen Fälle nehmen nach wie vor etwas zu, weil nach Ende der Asbestverarbeitung etwa 30 Jahre danach noch Patienten kommen und die bösartigen Erkrankungen auftreten.“

Raum Wietersdorf besonders betroffen

In Kärnten kommen die meisten der Patienten aus dem Raum Wietersdorf. Bis 1978 wurden dort Zement-Asbest-Druckrohre erzeugt. Nach der Schließung der Produktion wurden die Gebäude eingehaust, abgesaugt und geschleift. Das Gelände dort ist asbestfrei, bestätigt Harald Tschabuschnig von der Umweltabteilung des Landes Kärnten. Anders verhält es sich bei alten Gebäuden. Bei Abriss- oder Umbauarbeiten müssen immer noch asbesthaltige Baustoffe entsorgt werden.

„Asbest haben wir insbesondere bei Dacheindeckungen, aber auch bei Wärmeanlagen also bei Elektroheizungen und zum Teil auch noch in alten Bodenbelägen. Das wird entsorgt und gesichert auf die Deponie verbracht und kann keinen weiteren Schaden anrichten.“

Keine Gefahr bei ordnungsgemäßer Lagerung

Asbest darf nicht in die Lunge gelangen. Ordnungsgemäß deponiert besteht für Mensch und Umwelt keine Gefahr, so Tschabuschnig. Primarius Geltner rechnet damit, dass die Krankheit 30 Jahre nach dem Asbest-Verbot einen Höhepunkt erreichen wird. Nur wenn der Krebs frühzeitig erkannt wird, gibt es eine Heilungschance.

Bei Kontakt mit Asbest zur Kontrolle

„Wenn der Kontakt da war – also mein Mann, mein Vater hat damit gearbeitet – wäre es sicher gut, sich kontrollieren zu lassen, auch beim Auftreten von Beschwerden sollte man daran denken.“

Rund 2.000 Kärntner leiden an Asbest-bedingtem Lungenkrebs. Für Nachsorge und Früherkennung stellt das Land auch heuer wieder 100.000 Euro zur Verfügung.

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